Geschichte des Friedhofs
Friedhofsführung mit Steinmetzmeisterin Christa Eißer
Christa Eißer führt über den Weinbergfriedhof in Rathenow und berichtet anhand vieler bedeutender Gräber auch etwas über die Geschichte der Optikstadt. Der Weinbergfriedhof, in dessen Zentrum die Auferstehungskirche (Friedhofskapelle) steht, hat 1934 in einem Reichswettbewerb den zweiten Preis bekommen. Er ist terassenförmig angelegt und bietet auch als wunderschöner Park eine grüne Idylle im Stadtzentrum gegenüber der Sankt-Marien-Andreas-Kirche. Über die wechselvolle Geschichte der Stadt und die Schicksale vieler Menschen in ihr weiß Christa Eißer mancherlei zu berichten. Wenn Sie Lust haben, nehmen wir Sie heute mit bei einem Rundgang über den Friedhof. Der Friedhof ist Mitglied der "Stiftung Historische Friedhöfe und Kirchhöfe Berlin-Brandenburg." Nach Auffassung der Stiftung ist der Rathenower Friedhof ein Kleinod und das Torhaus ein Juwel, was seinesgleichen in Brandenburg sucht. Der Friedhof ist nicht konfessionsgebunden und ist als Ruhestätte für alle Menschen vorgesehen.
Kontakt: Christa Eißer, Friedhofsweg 4, 14712 Rathenow, Tel.:03385-547010
Christa Eißer
Christa Eißer ist Mitglied im Gemeindekirchenrat und im Friedhofsausschuss. Sie hat die von dem Friedhofsinspektor, Ernst Weinhold, begonnen Friedhofschronik fortgesetzt und macht regelmäßig interessante Führungen über den Friedhof in Rathenow. Die Friedhofsführungen dauern etwa 2 1/2 Stunden und erfreuen sich regen Zuspruchs.
Christa Eißer mit einer Besuchergruppe vor dem Torhaus
Grabmale der Pfarrerdynastie Meuß
Der jüngste Sproß der Pfarrerfamilie hat noch bis nach 1945
in Rathenow Dienst getan.
Stadtbaurat Friedrich Sprotte hat sich große Verdienste
für die Stadt Rathenow erworben.
Nach seinen Entwürfen wurde der Bismarckturm gebaut.
Optikerfamilie der Stadt Rathenow
Grabmal des Begründers der optischen Industrie in Rathenow,
des Predigers Johann Heinrich August Duncker und seines
Schwiegersohnes Ludwig Friedrich Busch sowie seiner Ehefrau,
der Frau Prediger Johanna Friederike Wilhelmine Duncker, geborene Hertzberg
Inhaber eines Kaufladens mit diversen Artikeln
Inhaber einer optischen Fabrik in Rathenow
General der Kavallerie des Husarenregiments von Zieten
Heinrich von Rosenberg.
Ein Bronzedenkmal des Generals stand vor 1945 auf dem Postplatz.
Es wurde von den Faschisten eingeschmolzen.
Der Generalarzt Dr. A. Noehte
Wie es im 20. Jahrhundert üblich war, nannte sich
die Ehefrau Frau Generalarzt Clara Noehte
Inhaber eine kleinen optischen Fabrik in Semlin, die
auch noch nach 1945 weiter existierte.
Grabmal Geue
aus Formziegel, die teilweise glasiert sind.
Das Grabmal soll in Anlehnung des im zweiten Weltkrieg zerstörten
Altars im Chorraum der Sankt-Marien-Andreas-Kirche errichtet sein.
Der neugotische Sandsteinaltar in der Kirche hatte eine ähnliche Form.
Berühmte oder alte Gräber können durch andere Bürger in Pflege
genommen werden. So wird der historische Charakter des Friedhofs gewahrt.
(Ehemals Grabmal Blume)
Die Großeltern des heutigen Inhabers der Altstätdischen Apotheke
Hier liegen die Eltern des jetzigen Inhabers der
Altstädtischen Apotheke, Dr. Hans-Hermann Schultze,
begraben. (2010)
Wilhelm Ferdinand Kostmann
Stabstrompeter des Husarenregiments von Zieten
Als Kapellmeister des Zietenhusraenregiments hat er mit seiner Kapelle
Reisen durch ganz Deutschland und in das Ausland unternommen und
wurde überall sehr gefeiert.
Das Grabmal ist die verkleinerter Kopie des Denkmals, das 1870/71
auf dem französischen Friedhof in Dijon den Verteidigern der Fahne des
61. Infanterieregiments errichtet wurde. Da Kostmann an der Schlacht
teilgenommen hatte, ließen die Angehörigen diese Nachbildung errichten.
Die Steininschrift lautet:
Du hast, o Herr, in Gnaden mir verliehen
der Töne Macht und Schönheit zu empfinden.
Du ließest oft in süßen Harmonien
das hohe Lied der Liebe mir verkünden
als Deiner Schöpfung Lösungswort.
Hab tausend Dank dafür.
Nun gib mir zu der letzten Fahrt
als Schlussakkord ein selig Ende mir.
Grabmal für Husaren, die bei einer Übung in der Havel ertrunken sind.
Am 29.06.1867 wollten 15 Husaren mit einem Kahn bei stürmischen Wetter
zur Badeanstalt fahren. Der Kahn war überladen und schlug um. Ein Unteroffizier und sechs Husaren ertranken.Vier Soldaten wurden mit militärischen Ehren am 02.07.1867 beigesetzt. Die später Aufgefundenen am 04.07.1867 in gleicher Weise. Die Bevölkerung nahm an diesem Unglücksfall regen Anteil. Es konnten zu damaliger Zeit wenige Rekruten schwimmen.
Die Auferstehungskirche (Friedhofskapelle) hat eine Dachkonstruktion,
die stufenweise ineinander verschachtelt ist. Der Turm wurde 1945 durch den Krieg beschädigt und blieb von 1945 –2015 als Torso bestehen.
Seit 2015 hat die Auferstehungskirche (Friedhofskapelle)
wieder ihren alten Turm zurück
Heinrich Haase war eine berühmte optische Fabrik in Rathenow.
Ernst Dreblow war Flugzeugingenieur. Mit einem Schiff wurde das Flugzeug Heinkel-HD 24 in Einzelteilen nach Feuerland gebracht und von ihm dort zusammen gebaut.
Ernst Dreblow war Bordingenieur bei der Expedition zu den Feuerlandinseln, die kartographisch erfasst werden sollten. Am 28.01.1931 stürzte die Maschine über Feuerland ab. Ernst Dreblow und der Flieger Gunter Plüschow kamen dabei ums Leben. Für die beiden Forscher wurde auf Feuerland ein Denkmal an der Absturzstelle errichtet, wo beide bis heute verehrt werden. Ursprünglich war die Urne von Ernst Dreblow in Berlin beigesetzt, wurde aber auf Wunsch der Eltern nach Rathenow überführt.
Der Grabstein zeigt die die Namen der Eltern des
Archivars und Historikers Dr. Rudolf Guthjahr
Pfarrer Hubert Feist, genannt Bubi Feist, kam durch russische
Soldaten am 27.04.1945 ums Leben, als er sich schützend vor Frauen stellte,
die vergewaltigt werden sollten.
Grabstelle Gebauer
August Gebauer handelten mit optischen Waren. Das Denkmal ist vom Bildhauer Damann aus Berlin. Es ist kein Unikat.
Christa Eißer in der Auferstehungskirche (Friedhofskapelle)
Die Friedhofskapelle wurde am 12.11.1917 eingeweiht.
Der Entwurf stammte von Kirchenbaurat Dr. Steinberg aus Berlin.
Dr. Steinberg malte auch das Altarbild selbst. Es stellt die Auferstehung Christi dar.
Es war zu seiner Zeit einer der modernsten Bauten, weil im Keller ein Sektionraum und Aufbahrungskabinen zum Abschiednehmen für die Angehörigen vorhanden waren.
1945 wurde der Turm der Auferstehungskirche zerstört und wurde 2015 wieder aufgebaut.
Bis 1951 hieß sie "Friedhofskapelle". Da es aber in Rathenow nach dem Zweiten Weltkrieg zu wenig Kirchen gab, wurde sie in 1951 in "Auferstehungskirche" umbenannt und für Hochzeiten und anders Gottesdienste sowie Konzerte genutzt. Es soll die Tochter von Pfarrer Reichmuth in ihr getraut worden sein.
Schuke-Orgel in der Auferstehungskirche (Friedhofskapelle)
Heimatforscher Walther Specht
(*05.03.1873 – † 06.07.1948)
Walther Specht war Lehrer und Heimatforscher sowie ehrenamtlicher Stadtarchivar. Er schrieb die Rathenower Chronik.
Superintendent Pfarrer Georg Heimerdinger
Superintendent Pfarrer Waldemar Ettel
Pfarrer Hubert Feist
Hier ruht
Frau
Henny Kuh
geb.
*19. Juni 1861
† 11. Juni 1926
Ehrenbürgerin der Stadt Rathenow Erika Guthjahr, geborene Pelzer
Stadtarchivar Dr. Rudolf Guthjahr
(Ehemann der Ehrenbürgerin, Erika Guthjahr)
Holzkreuz auf dem Soldatenfriedhof
Der Soldatenfriedhof ist die Gedenkstätte für
die gefallenen deutschen Soldaten
im Ersten Weltkrieg (1914 -1918)
und im Zweiten Weltkrieg (1939 -1945)
Bronzeplatte mit den Namen der gefallenen deutschen Soldaten
im Ersten Weltkrieg
Grabstein für die gefallenen deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg (1939 -1945).
Der Stein musste bis 1990 verborgen werden, weil er nach Auffassung der
DDR-Regierung zur der Verherrlichung des Krieges hätte beitragen können.
Im Krieg fallen immer die kleinen Leute. Die Politiker, die den Krieg
anordnen, kommen meist ohne Schaden davon.
Christa Eißer mit einer Gruppe vor dem Soldatenfriedhof
Fest Christi Himmelfahrt (13.05.2010)
Grabmal für die gefallenen deutschen Soldaten
im Ersten Weltkrieg (1914 -1918)
Zigeuenergräber
Angeblich sollen sich zwei Zigeuner in dem Gasthaus in Neufriedrichsdorf
um eine Frau am 24.11.1924 so stark miteinander gekämpft haben,
dass beide zu Tode gekommen sind.
Die ausdruckstarken Gesichter mit mächtigen Schnauzbärten
der beiden Kampfhähne waren noch auf den
Grabplatten zu sehen, sind aber abhanden gekommen.
Früher kamen immer Gruppen von Zigeunern einmal
im Jahr und hielten vor den Grabmalen eine Andacht
Ein Foto der Grabplatte des einen Zigeuners ist erhalten geblieben.
Hier
ruht in Gott
mein lieber Mann und guter Vater
Heini Larze
*17. Mai 1885
†30. Novbr. 1924
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Lautlos trete ich zum Grabe
Und gedenk mit Tränenblick.
Daß ich hier verloren habe
Mein geliebtes Erdenglück.
Nimmer werde ich vergessen
Welch guten Vater ich besessen.
Urnengemeinschaftsanlage
Neue Grabanlage unter einem
Lebensbaum
Detail der Grabanlage unter dem Lebensbaum
Amerikanische Wiese
Eine neuere Form der pflegearmen Friedhofsgestaltung
Grabanlage des Rathenower Künstlers
Volker Roth (vom Künstle selbst entwofen und gestaltet)
Alter Brunnen aus Kunststein
Grabmal einer Rathenower Kaufmannsfamilie mit Einschüssen aus dem Zweiten Weltkrieg
Grabstätte des Heimatmalers
Georg Penning
Grabstein von Oskar Neils
(Vater von Christa Eißer)
Beinhaus des Dichters Joachim Christian Blum
Er starb am 28.08.1790. In der Gruft fand man zwei Särge.
in dem einen Sag war der leichnam von Johann Christan Blum
und in dem zweiten Sarg befand sich der Leichnam seines Freudnes Dr. med. Imanuel Meyer,
der im Havelland die Pockenschutzimpfung einführte.
Georg Hoffmann vom Rathenower Dichterkreis bracht ihm zu Ehren 1920
eine Tafel mitfolgender Inschrift an:
Vor langer Zeit, als man in Rathenow und anderswo noch Zöpfe trug,
und Bursch und Maid sich noch in Wolken Puder´s schlug,
da hat er, der hier ruht, Joachim Christian Blum,
zu seiner Heimat Ruhm gesungen und gesagt,
was ihm sein warmes Blut geklagt.
Blick von einer Terrasse des Weinbergfriedhofs
Kunstvolle Grabstelle der Familie Muth
Ein im Jugenstil errichtets Denkmal. Der Künstler ist unbekannt.
Die Familie Muth gehört zu den Optikern der Stadt Rathenow.
Diese Grabmal, wie auch die Grabmäler von Georg Penning, Erika Guthjahr und Walther Specht werden von der Stadt Rathenow gepflegt.
So genannter Bogen
über dem Grabmal des
berühmten Rathenower
Chrirurgen Wilhelm Reinke
Grabplatte des Rathenower Chirurgen
Wilhelm Reinke
Christa Eißer hat zur Landesgartenschau in Rathenow im Jahre 2006 neben dem Torhaus
eine Ausstellung von alten Grabdenkmalen eröffnet, die einen guten Einblick in die Stadtgeschichte gibt.
Kunststein mit Glasplatte
Goldarbeiter nannte man die Arbeiter in der
Optik, die Brillenfassungen aus Gold herstellten
Hornarbeiter nannte man die Arbeiter in der Optik,
die Brillenfassungen aus dem Hornpanzer der Karettschildkröte
(Schildpatt) herstellten
Gusseisernes Kreuz
Schmiedeeiserne Grabumzäunung
restauriert von der Firma Stilcke
Kontakt: Christa Eißer, Friedhofsweg 4, 14712 Rathenow, Tel.:03385-547010
© Copyright : Dr. Heinz-Walter Knackmuß