Biografie von Dr. Hans-Hermann Schultze
Dr. Hans-Hermann Schultze wurde am 23.05.1943 in Rathenow geboren. Er wurde von Superintendent Georg Heimerdinger in der Andreaskapelle der Sankt-Marien-Andreas-Kirche am 24.10.1943 getauft. Im Taufregister stehen seine Mutter als Else Schultze, geborenen Kock und sein Vater Herman Schultze als Marine-Oberstabs-Apotheker und die Wohnanschreift Steinstraße 7 eingetragen. Als Paten sind die Namen Marie Schultze, Dietrich Winkelmann und Heinrich Kock aus Preetz im Kreis Plön in Schleswig-Holstein vermerkt. Sein Vater, der Apotheker Dr. phil. Hermann Schultze (27.10.1902 - 09.11.1990), war Inhaber der Altstädtischen Apotheke in Rathenow. Seit 1612 war die Apotheke vom Landesherrn priviligiert worden. Dieses Privileg wurde bis 1918 von jedem Monarchen erneuert. 1945 entging die Apotheke nur der Zerstörung, weil der jüngste Sohn des jüdischen Hutmachers Kornblum als Kommandeur der Roten Armee einen Beschuss des Hauses mit Flammenwerfern verhinderte. Der Hutmacher Kornblum hatte sein Geschäft neben der Apotheke. Die Privileg-Originale der Kurfürsten von Brandenurg und der preußischen Könige hat der verbrecherische kommunistische Bürgermeister der Stadt Rathenow Paul Szillat 1945 beschlagnahmt und vernichtet.
Seine Mutter Else Schultze, geborene Kock, (30.12.1912 -23.11.1994) war Krankenschwester und arbeitete später auch in der Altstädtischen Apotheke. Sein Großvater war ebenfalls Apotheker in der Altstädtischen Apotheke in Rathenow (Hermann Schultze (23.08.1867 -01.10.1945). Seine Großmutter Maria Schultze, geborene Päßler (10.02.1872 -20.01.1959) war eine dirkete Nachfahrin von Philipp Melanchthon. Dr. Hans-Hermann Schultze wurde in der Weinbergschule eingeshult, wechselte aber 1949 zur Bruno-H.-Bürgel-Schule und legte 1962 sein Abitur in Rathenow an der Erweiterten Oberschule "Karl-Marx" ab. Am Sonntag, den 19.05.1957 wurde er in der Lutherkirche in Rathenow von Superintendent Johannes Reichmuth konfirmiert. Sein Konfirmationsspruch lautete: "Ich habe fürdiech gebeten, dass dein GLaube nicht aufhöre. Und wenn wenn du dereinst dich bekehrst, so stärke deine Brüder." (Lukas22,32). Dann absolvierte anderthalb Jahre er seinen Grundwehrdienst bei der Luftwaffe der Nationalen Volksarmee (NVA) in Dessau und studierte anschließend an der Humboldt-Universität zu Berlin Pharmazie. Während des Studiums arbeitete er in der elterlichen Apotheke und im Polizeikrankenhaus in Berlin, um sich etwas dazu zu verdienen. Dr. Hans-Hermann Schulze heiratete am 27.12.1968 im Standesamt Rathenow Sigrid Avemann (adoptierte Geschawitz). Die kirchliche Trauung fand auf der Insel Rügen statt. Nach dem Studium arbeitete er ein Jahr in einer Apotheke in Staßfurt und erhielt danach 1969 seine Approbation als Apothker und arbeitete auch in der väterlichen Altstädtischen Apotheke mit. Es gelang ihm, die staatliche Apotheke wieder in sein Privateigentum zu überführen. Er musste dafür in der Apotheke in Rhinow, in der Neustadt-Apotheke in Rathenow und in einer Apotheke in Brandenburg sowie beim Kreisapotheker einige Zeit lang arbeiten. Dem Ehepaar wurde am 12.10.1971 der Sohn Olaf und am 14.02.1975 der Sohn Michael geboren. Nach der Einheit Deutschlands baute er ein riesiges Ärztehaus an der Apotheke an und etablierte so ein kleines medizinischen Zentrum in der Stadt Rathenow. Das zweite medizinische Zentrum errichtete er am Philosphenweg in Rathenow. Seine beiden Söhne, seine Frau und er bildeten eine GmbH und leiteten zusammen das von ihm aufgebaute Gesundheitsunternehmen. Sein großes Hobby ist die Beschäftigung mit der Geschichte der Stadt Rathenow, mit der Geschichte seiner Apotheken und er sammelt auch alte optische Geräte und alte Apothekengegenstände sowie Gemälde, Skulpturen und andere für ihn wichtige Gegenstände, Schriften und Urkunden. Er hat von seiner Großmutter eine Ansichtskartensammlung übernommen, die erständig erweitert. Schon in der kommunistischen DDR war Dr. Hans-Hermann Schultze Mitglied der Liberal Demokratischen Partei Deutschlands (LDPD), die nach 1990 in die FDP eingegliedert wurde. Seit 1990 ist er für die FDP als Mandatsträger im Kreistag des Kreises Rathenow und später im Kreistag des Kreises Havelland. Nach 1990 leitete er den Gesundheitsausschusse im Kreis Rathenow und legte fest, dass Dr. Heinz-Walter Knackmuß Amtsarzt wurde und das Gesundheitsamt des Landkreises Rathenow aufbauen sollte. Dr. Heinz-Walter Knackmuß war in der Altstädtischen Apotheke seit 1976 als Leiter der Kreishygieninspektion mit seinen Mitarbeitern tätig und dem Apotheker Dr. Hans-Hermann Schultze lag daran, dass die Räume durch niedergelassenen Ärzte belegt werden konnten. Nach der Gründung des Förderkreises zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow e. V. durch Dr. Heinz-Walter Knackmuß rissen die Kontakte zur Altstäditschen Apotheke nicht ab. Es fanden in der Steinstraße 1 zeitweilig die Weihnachtskrippenausstellungen statt und Dr. Hans-Hermann Schultze trat 2000 in den Förderkreis ein und spendete große Summen für den Wiederaufbau des Gotteshauses. Auch beim Wiederaufbau der Kreuzgewölbe im Mittelschiff der Kirche brachte er sich aktiv ein und gab dem Pfarrer Andreas Buchholz und dem Förderkreis interessante Hinweise zum Wiederaufbau der Gewölbe. Letzendlich wurden 2010 die Kreuzgewölbe im Kirchenschiff für fast eine Million Euro von der Firma Baudenkmalpflege Roland Schulze in Potsdam wiederaufgebaut. Am 23.05.2023 erbat er von seinen Gästen zu einer Feier anlässlich seines 80. Geburtstages statt Blumen und Geschenke eine Spende für den Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche. Dabei kamen 2365,00 € zusammen. Der Förderkreis überreichte dem Spender dafür eine Stifungsurkunde über 22 Orgelpfeifen (Nr. 559 - 581) für die neue Orgel in dem Gotteshaus und bdankte sich bei dem Jubilar. Er arbeitet 2024 immer noch in der Altstädtischen Apotheke mit, auch wenn die Hauptarbeit des Gesundheitsunternehmens von seinen Söhnen getragen wird.
Legende:
Der Apotheker der Altstädtischen Apotheke Dr. Hans-Hermann Schultze erzählt die Geschichte der Zerstörung der Stadt so:
Das Zentrum der Stadt Rathenow wurde im Zweiten Weltkrieg (1939 -1945) zu 80% zerstört. Nur die Altstädtische Apotheke und das Warenhaus des Juden Conitzer blieben stehen. Die Rote Armee rückte in Rathenow ein und eroberte Haus für Haus. Dann gingen die Soldaten in die Keller und suchten mit Flammenwerfern noch versprengte Gegner aufzuspüren, um dann das gesamte Haus zu plündern. Durch die Flammenwerfer wurden fast alle Häuser in Brand gesteckt. Nur die Altstädtische Apotheke und das Warenhaus des Juden Conitzer blieben verschont. Egon Kornblum, der ein Hutmachergeschäft in der Altstädtischen Apotheke betrieb, war als einer der wenigen Juden noch vor der Ermordung fast aller Juden in Deutschland mit seinen zwei Söhnen von Rathenow nach Schanghai geflohen und der jüngste Sohn kam als Offizier der Roten Armee wieder nach Rathenow. Er war in Rathenow aufgewachsen und wusste, dass sein Großvater ein Hutgeschäft in der Altstädtischen Apotheke besaß und von der Großmutter des Apothekers Dr. Hans-Hermann Schultze immer gut behandelt wurde, auch wenn sein Geschäft mehrmals pleite ging. Die Großmutter hatte nichts für die Nazis übrig. Und er wusste natürlich auch, dass das Kaufhaus auf der Brücke dem Juden Conitzer gehörte. So erteilte der die Befehle diese beiden Gebäude in der Altstadt nicht mit Falmmenwerfern in Brand zu setzten, was sie vor der Zerstörung bewahrte. Der Rabbiner Chaim Kornblum verwies diese Geschichte nach einem Telefonat mit ihm in das Reich der Legenden, denn die Söhne von Egon Kornblum waren nie in der Roten Armee gewesen
Rundgang
durch die Jugendstil-Apotheke
in Rathenow
22.01.2021
1. Philipp Melanchthon
Der Apotheker Dr. Hans-Hermann Schultze ist ein direkter Nachfahre von dem berühmten Reformationstheologen und Weggefährten von Martin Luther, Philipp Melanchthon. Philipp Melanchthon gilt neben Luther als die treibende Kraft der Reformation in Deutschland.
Frühes Bildnis von Philipp Melanchthon
im Besitz von Dr. Hans-Hermann Schulze
Philipp Melanchthon hieß eigentlich Philipp Schwartzerdt und wurde am 16.02.1497 in Brettheim (heute Bretten) bei Karlsruhe geboren. Der Vorname Philipp wurde ihm zu Ehren des Kurfürsten von der Pfalz Philipp des Aufrichtigen (1448-1508) gegeben. Sein Vater Georg Schwartzerdt (1459 -1508) war Vorsteher der Kurfürstlichen Waffenkammer. Seine Mutter Barbara Reuter (1476/77 -1529) war die Tochter des Bürgermeisters von Bretten. Auf Betreiben des Bürgermeisters von Bretten, seinem Großvater, Johann Reuter, erhielt Philipp Schwartzerdt eine gründliche Ausbildung in Latein. Nach dem Tode des Vaters kam er mit seinem Bruder Georg nach Pforzheim und wohnte bei seiner Großmutter Elisabeth Reuter, die eine Schwester des Humanisten Johannes Reuchlin war. In Pforzheim besuchte Philipp Schwartzerdt die Lateinschule und lernte auch Griechisch. Philipp Schwartzerdt war der begabteste Schüler an der berühmten Lateinschule in Pforzheim und hatte auch eine kleine lateinische Versdichtung verfasst. Dadurch wurde Johannes Reuchlin auf ihn aufmerksam, der in Tübingen als oberster Richter des Schwäbischen Bundes tätig war und als ein großer Kenner der altgriechischen Sprache galt. Er schenkte dem Philipp Schwartzerdt 1509 eine griechische Grammatik und schrieb ihm eine Widmung hinein: „Diese griechische Grammatik hat zum Geschenk gemacht Johannes Reuchlin aus Pforzheim, Doktor der Rechte, dem Philipp Melanchthon aus Bretten, im Jahr 1509 an den Iden des März.“ Dabei hat er den Namen Schwartzerdt ins Griechische übersetzt, was damals durchaus üblich war. Durch die Gräzisierung kam Philipp zu seinem Namen Melanchthon. Mit 12 Jahren kam er auf die Universität Heidelberg und erhielt nach dem Studium am 18.06.1511 den untersten akademischen Grad des baccalaureus artium. 1512 wechselte er die Universität und studierte Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie in Tübingen. Am 25.01.1514 schloss er das Studium mit dem Magistertitel ab. Er war Tutor zweier Grafensöhne und hatte sich immer nebenher mit Latein, Griechisch und Hebräisch beschäftigt, gab als Professor in Tübingen eine griechische Grammatik heraus. Nach Luther´s Thesenanschlag in Wittenberg 1517 fand am 26.04.1518 eine Disputation in Heidelberg statt. Melanchthon war tief beeindruckt und ging sofort nach Wittenberg. Als Kurfürst Friedrich der Weise 1518 an der Universität Wittenberg einen Lehrstuhl für Griechische Sprache stiftete, erhielt Melanchthon die Professur.
Spätes Bildnis von Philipp Melanchthon
im Besitz von Dr. Hans-Hermann Schulze
Martin Luther war von Melanchthon fasziniert, obwohl er einen kleinen Sprachfehler hatte. Die Studenten bewunderten ihn ebenso, weil er sich für eine Studienreform einsetzte, die er als Rektor der Universität Wittenberg 1523/24 auch umsetzte. Er sah die klassisch-humanistische Bildung für Theologen als unerlässlich an. Ohne ausreichende Kenntnisse in Latein, Griechisch und Hebräisch könne man die Bibel nicht richtig interpretieren. Luther war etwas grobschlächtig und derb, während Melanchthon zart und sensibel war. Trotz ihrer unterschiedlichen Art schätzten sich beide sehr. 1521 veröffentlichte Philipp Melanchthon die erste systematische Darstellung der reformatorischen Theologie. Damit war ein wichtiger Grundstein für die Ausbreitung der Reformation gelegt. Er hatte ein reiches Hintergrundwissen und schrieb Lehrbücher für Rhetorik, Ethik, Physik, Geschichte, Geografie und Astrologie, die ihm den Beinamen „Lehrer Deutschlands“ einbrachten. Seine Lehrbücher wurden als Lehrstoff an vielen Schulen in Deutschland benutzt. Er begründete in Nürnberg die „Obere Schule St. Egidien“, die zum Muster für alle Gymnasien in Deutschland wurde. Philipp Melanchthon war auf dem Reichstag in Speyer als Verhandlungsführer und Berater anwesend. Auf dem Reichstag zu Speyer 1529 wurde das Wormser Edikt bekräftigt mit dem Verbot der Schriften Luthers und der Reichsacht über Luther. Kurfürst Friedrich der I. von Sachsen hatte seine Gültigkeit immer bestritten, weil es nach Abreise der meisten Reichsfürsten von einer Minderheit beschlossen wurde. Die evangelischen Reichsfürsten protestierten auf dem Reichstag in Speyer dagegen, woraus der Name „Protestanten“ abgeleitet wurde. Weil Martin Luther als Geächteter galt, führte Philipp Melanchthon die Verhandlungen zur Reformation auf dem Reichstag zu Augsburg im Jahr 1530. Er verfasste die Confessio Augustana vom 25.06.1530, in der die Kernsätze der Reformation festgeschrieben und die dem Kaiser Karl V. auf dem Reichstag zu Augsburg übergeben wurde. Damit war sie aktenkundig, wie wir heute sagen, auch wenn der Kaiser eine päpstliche Widerlegung verlas. Das war die Grundlage, dass die reformatorischen Gläubigen rechtlich geschützt waren. Dieser Schutz wurde 1555 im Augsburger Religionsfrieden bestätigt. Bei einem Treffen Luthers 1929 mit Zwingli in Marburg gab es Einigkeit in allen Dingen, nur beim Abendmahl bestand Luther darauf, dass Jesus Christus in Leib und Blut anwesend ist, während Zwingli (und Calvin) nur die symbolische Anwesenheit festschreiben wollten. Melanchthon agierte immer als geschickter Diplomat und hätte gern in der Frage des Abendmahles eine Annäherung an das mehr symbolische Verständnis unterstützt. Nach dem Tode Luthers musste er auch aus diesem Grund viele Anfeindungen erleben. Luther überzeugte seinen unermüdlichen Mitstreiter, die Tochter des Bürgermeisters und Tuchhändlers von Wittenberg, Katharina Krapp, am 27.11.1520 zu heiraten. Katharina gebar ihm vier Kinder:
Anna (24.08.1522 -27.02.1547)
Philipp (21.02.1525 -03.10.1605)
Georg (25.11.1527 -1529)
Magdalena (19.07.1531 -12.09.1576)
Melanchthon hatte viele lukrative Angebote von allen Universitäten in Europa. Der Kurfürst von Sachsen, Johann Friedrich I.,wollte ihn aber unbedingt in Wittenberg halten und baute ihm ein schönes Haus. Reich sind er und seine Familie nie geworden. Er war immer etwas kränklich, was aber sein Arbeitspensum in keiner Weise einschränkte. Am 19.04.1560 starb er mit 63 Jahren an einer Erkältung und wurde in der Schlosskirche Wittenberg beigesetzt.
© Dr. Heinz-Walter Knackmuß 01.09.2017
2. Philipp Melanchthons Schwiegersohn Caspar Peucer
Der Apotheker Dr. Hans-Hermann Schultze aus Rathenow ist ein direkter Nachfahre von dem berühmten Reformationstheologen und Weggefährten von Martin Luther, Philipp Melanchthon. Philipp Melanchthon gilt neben Luther als die treibende Kraft der Reformation in Deutschland.
Dr. med. Casper Peucer
Dr. med. Caspar Peucer, Professor der Philosophie und der Medizin an der Universität Wittenberg, kurfürstlich-sächsischer Leibarzt wurde am 25.01.1525 in Bautzen geboren. Sein Vater Gregor Peucer war ein angesehener Handwerker in Bautzen und wurde am 12.03.1497 in Bautzen geboren. Gregor Peucer hatte eine Witwe geheiratet, deren Mädchenname Ottilia Simon war und die ihren beiden Gatten 21 Kinder gebar. Sie starb am 05.05.1540, als Caspar Peucer 15 Jahre alt war. Seine Eltern sorgten sich sehr um Caspar, weil er von den vielen Geschwister der kleinste und schmächtigste war. Aber dieses schwächlich erscheinende Kind hatte eine ungeheure Lebenskraft. Er besuchte die Elementarschule in Bautzen. Schon dort fiel seine geistige Kraft und sein Lerneifer auf, sodass er zum Gymnasium nach Goldberg (Niederschlesien) geschickt wurde. Der Direktor des Gymnasiums war Valentin Friedland Trotzendorf, der ein Freund von Philipp Melanchthon war. Er sorgte dafür, dass Caspar Peucer als "Caspar Beutzer Budissinus" am 26.04.1543 an der Universität Wittenberg immatrikuliert wurde. Er kam auch als Hausgenosse bei Philipp Melanchthon unter und erwarb schon nach zweieinhalb Jahren den akademischen Grad eines Magisters der freien Künste. Duch den Schmalkaldischen Krieg wurde die Universität Wittenberg von 1546 geschlossen und Caspar Peucer wechselte an die Universitär Frrankfurt an der Oder, wo er als Casparus Peucerus Budissinus, Magister Vitebergensis" verzeichnet ist. Als er 1548 nach Wittenberg zurückkehrte, wurde er in den Senat der philosophischen Fakultät aufgenommen und erhielt 1550 den Lehrstuhl für Arithmetik. Caspar Peucr hat als Universitätsprofessor hohes Ansehen genossen. Das kommt auch darin zum Ausdruck, dass ihm der Kurfürst August von Sachsen 1555 ein Jahresgehalt von 200 Gulden bewilligte, was sonst kein Mitglied der Wittenberer philosophischen Fakultät erhielt. Am Freitag, den 02.06.1550 heiratete Caspar Peucer die jüngste Tocher Philipp Melanchthons Magdalena in der Schlosskirche zu Wittenberg. Zur Hochzeitsfeier gab es Lachs und Kalbskeule. Caspar Peucer war der Lieblingsschüler von Philipp Melanchthon und so war der Brautvater hocherfreut über die Eheschließung. Caspar Peucer und seine Frau Magdalena blieben im Haus von Philipp Melanchthon wohnen und erfreuten den Großvater mit dem Glück der Enkelkinder und einer harmonischen Ehe. Caspar Peucer hatte schon vor 1552 seine Studien auf die Heil- und Arzneikunde ausgedehnt. Nach der Promotionsschrift mit dem Titel "Propositiones medicae" erhielt er den Dr. med. und wurde am 22.02.1560 in den Senat der medizinischen Fakultärt aufgenommen. Seine Studien auf diesem Gebiet fanden mit seiner Berufung zum ordentlichen Professor für Medizin am 24,01.1560 ihre Krönung. Am 01.05.1560 wurde Prof. Dr. med. Caspar Peucer zum Rektor der Universität Wittenberg gewählt und ihm wurde das Decanat der medizinischen Fakultät übertragen.
Philipp Melachthon ließ seinen Schwiegersohn, den er wie seine Tochter Magdalena innig ins Herz geschlossen hatte, auch an seinen kirchlichen Angelegenheiten teilhaben. Nach dem Tode Luthers kam es zu theologischen Streitigkeiten und Auseinandersetzungen vieler Art, die Melanchthon als "Raserei der Theologen" (rabies theologorum) bezeichnete. Caspar begleitete seinen Schwiegervater oft auf Reisen, wenn dieser in theologischen Angelegenheien unterwegs war. So wurde Caspar Peucer in den Theologenstreit mit hineingezogen und stand seinem Schwiegervater bei den erbitterten Anfeindungen zur Seite. Auch als Philipp Melanchthon im Alter erkrankte, konnter er sich auf Dr. Caspar Peucer verlassen, der ihm mit Rat und Tat half und ihn auch selbst umsorgte. Als er im Sterben lag, bat er seinen Schwiegersohn, ihm die Wahrheit zu sagen und ihm nichts zu verhehlen. Dr. Caspar Peucer sagte daraufhin:" Gott nur ist ewer leben und die lenge der tag ewers bekant. Dieweil ich aber je die warheit sagen sol, so viel ich aus natürlichen ursachen sehen kann, so ist vorwar wenig hoffnung;denn ir seid sehr schwach, und nimpt die schwachheit alle augenblick mehr und mehr zu." Philipp Melanchthon starb am 19.04.1560 in Wittenberg in seinem Hause.
Der Kurfürst von Sachsen bestellte Dr. med. Caspar Peucer 1570 zu seinem Leibarzt und holte auch gern seinen Rat in Universitätsfragen ein. Caspar Peucer fuhr ungern in die Residenz nach Dresden, weil er die Hofintrigen verabscheute. Er war ein strenger Universitätsprofessor und verlangte von seinen Studenten ein hartes Pensum an Arbeit. Das führte soweit, dass ihm die Studenten die Fenster einwarfen und das Haus beschädigten. Auf der anderen Seite brachte es aber der Universität Wittenberg einen immensen Zulauf an Studenten, weil man hier ordentlich was lernte. Der Kurfürt August von Sachsen und seine Frau Anna überschütteten ihn mit offenkundigen Beweisen ihres höchsten Vertrauens. Als Prinz Adolf auf Schloss Stolpe getauft wurde, beriefen Sie Caspar Peucer zum Taufpaten. Caspar Peucer wurde aber nicht nur an den kurfürstlichen Hof als Arzt gerufen. Der Kurfürst schätzte seinen Rat auch in theologischen Fragen. Der Kurfürst von Sachsen fühlte sich als Hüter der Lutherischen Lehre und sah in Caspar Peucer, dem Schwiegersohn von Philipp Melanchthon einen Experten. Die Kurfürstin Anna, eine dänische Prinzessin, schenkte ihm nicht nur in medizinischen Dingen ihr Vertrauen, wie aus einem Briefwechsel zwischen beiden hervorging. Durch die Empfehlung des Kurfürsten August von Sachsen wurde er auch zum Leibarzt von Kaiser Maximilian II. bestellt, der sich in Breslau von ihm ärztlich beraten ließ. Bei diesem Gespräch hat Dr. Caspar Peucer das kaiserliche Wohlwollen erworben und der Kaiser verlieh im am 10.05.1566 einen Adelsbrief, der auch in der Frauenlinie weiter vererbt werden konnte. Philipp Melachthon war nicht so streng wie Martin Luther in der Abendmahlsfrage, denn die Lutheraner bestanden darauf, dass der Wein in Christi Blut umgewandelt würde und das Brot in Christi Leib. Philipp Melanchthon hätte sich gern mit Calvin geeinigt, der die Auffassung vertrat, der Körper von Jesus Christus sei im Himmel und könnte gar nicht anwesend sein. Er sah im Abendmahle einen Gnadenakt. Dr. Caspar Peucer war natürlich von der theologischen Auffassung seines Schweigervaters geprägt und ließ sich leider in diesen Meinungsstreit hineinziehen. 1570 erschien der "Wittenberger Catechismus" und Dr. Caspar Peucer erteilte den Druckauftrag dafür und wies als insector der Fürstenschulen den Rector Baldauf von der Schule Pforta an, die Schüler nur noch nach dem Wittenberger Catechismus zu unterrichten. Die Gegner Peucers saßen in der Universität Jena und behaupteten, der Wittenberger Catechismus sei in Abendmahlsfragen eine Hinwendung zum Calvinismus. Der Kurfürst August von Sachsen war darüber sehr verärgert, da er sich als Stammland der Reformation dem lutherischen Glaubensansatz verpflichtet fühlte. Der Kurfürst ordnete deshalb eine Untersuchung an, in deren Folge Dr. Caspar Peucer alle seine Ämter verlor. Es wurde ein Brief bekannt, den Dr. Caspar Peucer an den Hofprediger Magister Christian Schütz geschrieben hatte. Es bat den Hofprediger, der Kurfürstin Anna ein calvinistisches Gebetbuch bei passender Gelegenheit zukommen zu lassen. In den Brief schrieb Peucer: ".. haben wir erst Mutter Annen auf unserer Seite, so solls mit den übrigen nicht mehr Not haben, den Herrn (den Kurfürsten August) wollen wir schon kriegen." Die Kurfürstin und der Kurfürst betrachten das als Vertrauensbruch und die Kurfürstin Anna von Sachsen war bis zu ihrem Tode die ärgste Feindin von Dr. Caspar Peucer. Der Kurfürst von Sachsen glaubte den Anschuldigungen gegen Dr. Caspar Peucer und anderen ihm nahestehenden Personen nicht, dass sie den Calvinismus einführen wollten. Erst nach handfesten Beweisen ließ er ihn und andere aus Wittenberg am 01.04.1574 verhaften und nach Dresden bringen. Es war auch sein Hofprediger Magister Christian Schütz davon betroffen. Für Dr. Caspar Peucer war das alles noch erträglich, denn er durfte ein Zimmer im kurfürstlichen Schloss beziehen. Der Kurfürst setzte eine Untersuchungskommission aus Theologen und Juristen ein, die die Anschuldigungen klären sollte. Das Urteil der Kommission fiel für Dr. Caspar Peucer aber sehr mild aus. Er musste am 12.04.1574 eine Erklärung unterschreiben, dass er sich sämtlicher theologischer Umtriebe enthalten werde und sich nur auf sein Amt als Ordinarius für Medizin und Geschichte beschränken wollte. Das Amt des Visitators über die Schulen wurde ihm entzogen. Diese Verpflichtungserklärung als so genannter "Dresdener Abschied" bezeichnet, war aber für den Kurfürsten nur eine Zwischenlösung. Der Kurfürst August von Sachsen sah es als seine vornehmste Aufgabe an, darüber zu wachen, dass alle Verfälschungen des Luthertums mit äußersten Nachdruck bekämpft wurden. Er rief deshalb im Mai 1574 15 Personen seines Vertrauens (2 Hofprediger, 9 Superintendenten und 4 Pfarrer) zu einer Synode nach Torgau, um die umstrittene Abendmahlsfrage und ander Fragen für die Landeskirche Sachsen verbindlich festzulegen. So kam ein Papier zustande, das unter dem Titel "Torgauer Artikel" bekannt wurde. Hier wurde die lutherische Auffassung zum Abendmahl festgeschrieben. Der Kurfürst ordnete an, dass alle Träger geistlicher Ämter und Theologiestudenten, die ein Stipendium erhielten, die "Torgauer Artikel " zu unterzeichnen hätten. Wenn nicht, sollten sie aus ihren Ämtern entlassen werden. Es war wohl so, dass die Calvinistische Auffassung vom Abendmahl sehr weit verbreitet war. Der Kurfürst ordnete an, dass von den 15 Theologen, die in Torgau zusammengesessen hatten, Glaubsnverhöre mit den Wittenberger Theologieprofessoren vorgenommen werden sollten. Vier Wittenberger Professoren lehnten die Unterschift unter die "Torgauer Artikel" rundweg ab. Sie wurden sofort ihrer Ämter enthoben und in der Pleißenburg in Leipzig eingekerkert. Aber auch damit schaffte man die Calvinistischen Auffassungen nicht aus der Welt. Die Glaubensverhöre wurden jetzt auf alle Professoren ausgedehnt. Auch an Prof. Dr. med. Caspar Peucer ging der Befehl sich am 18.07.1574 zu einem Glaubensverhör in Torgau einzufinden. Caspar Peucer legte das Glöbnis ab, "sich in allen Dingen still, ghorsam und ??? zu verhalten und von dem Artikel des Heiligen Abendmahls sein ganzes Leben lang nichts mehr zu schreiben oder zu reden." Am 19.04.1574 wurde Caspar Peucer darüber in Kenntnis gesetzt, dass der Kurfürst ihn in Wittenberg nicht mehr haben wollte und er laut Befehl des 'Kurfürsten vom 02.08.1574 nach Rochlitz an der Mulde gehen müsse. Als seine Frau Magdalena und seine Schwiegersöhne ihn in Torgau besuchten, fanden sie ihn von den Glaubensverhören und dem Nahrungsentzug so geschwächt, dass er dem Tode näher als dem Leben war. Weil in Rochlitz keine Apotheke vorhanden war und keine ausreichende Krankenversorgung möglich war, richtete Magdalena Peucer ein Bittgesuch an das Kurfürstenpaar, um ein geeigneteren Aufenthaltsort für Dr. med. Caspar Peucer zu bestimmen. Der Kurfürst lehnte das ab, verschob aber die Umsiedlung um zwei Wochen. Am 20.08.1574 traf er in Rochlitz ein. Seine Frau konnte sich aber nicht entschließen, das Haus in Wittenberg aufzugeben, obwohl der Kurfürst das erlaubt hätte. Magdalena Peucer blieb aber bei ihrem geschwächten Mann in Rochlitz und umsorgte ihn bis zum 15.07.1576, wo die Familie der kurfürstliche Befehl erreichte, dass Dr. med. Caspar Peucer auf der Pleißenburg in Leipzig eingekerkert werde. Auch Kaiser Maximilian II. hatte sich für Dr. med. Capar Peucer eingesetzt und den Kurfürsten gebeten, ihn nach Wien als Leibarzt mitnehmen zu dürfen. Aber er stieß beim Kurfürsten auf Granit, wie auch der Pfälzer Kurfürst Johann Casimir und der Landgraf Wilhelm von Hessen keinen Erfolg mit ihren Bitten hatten. Der Kurfürst hatte sich in den Kopf gesetzt Dr. Caspar Peucer zu bekehren und ließ alle Mittel auffahren, um an dieses Ziel zu kommen.