Biografie von apl Prof. Dr. Gudrun Gleba
Prof. Dr. Eva Gudrun Gleba wurde am 29.03.1960 in Essen geboren. Ihr Vater, Fred Gleba, war Elektriker. Ihre Mutter Eva Walburga Gleba, geborene Preuß, und ihre Großmutter betrieben gemeinsam einen Markthandel für Obst und Gemüse. Gudrun Gleba wurde am 22. Mai 1960 in der Reformationskirche in Essen-Rüttenscheid getauft. Sie besuchte von 1966 -1969 die „Grundschule an der Berliner Straße“ in Essen-Frohnhausen.
Berliner Schule in Essen
Von 1969 – 1978 besuchte sie das neusprachliche „Maria-Wächtler-Gymnasium“ in Essen und legte dort auch ihr Abitur ab. Am Gymnasium lernte sie Latein, Französisch und Englisch. Maria Wächtler hatte 28.04.1896 die Schule in Essen für Mädchen gegründet, die später wie in Rathenow Lyzeum hieß. Maria Wächtler war die Tochter eines Pfarrers und späteren Superintendenten in Essen. Seit 1976 ist steht das Gymnasium Mädchen wie Jungen gleichermaßen offen.
Maria-Wächtler-Gymnasium in Essen
Nach dem Abitur studierte sie ab 1978 an der Ruhruniversität Bochum die Fächer Anglistik, Geschichte und Pädagogik und legte 1984 das 1. Staatsexamen für das Lehramt ab. Von 1984 -1988 arbeitete sie an ihrer Dissertation an der Ruhruniversität Bochum und promovierte bei Prof. Dr. Ferdinand Seibt zum Thema: „Die spätmittelalterliche städtische Gemeinde als alternatives Ordnungsmodell.“ Die Arbeit wurde 1989 veröffentlicht. Von 1988 – 1989 arbeitete Dr. Gudrun Gleba während eines Stipendiums an der Scuola Normale Superiore in Pisa an einer Forschung zur mittelalterlichen oberitalienischen Stadtchronistik des Mittelalters.
Scoula Normale Superiore in Pisa
Für die Ausstellung „Vergessene Zeiten. Mittelalter im Ruhrgebiet“, eine Kooperation zwischen der Ruhruniversität Bochum und dem Ruhrlandmuseum Essen, war sie von 1989 – 1991 Mitglied im Vorbereitungsteam. 1991 – 1997 war Dr. Gudrun Gleba als Assistentin am Historischen Seminar der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg beschäftigt, wo sie auch 1997 ihre Habilitation zu „Reformpraxis und materielle Kultur. Westfälische Frauenklöster im Spätmittelalter“ (veröffentlicht 2000) abschloss. Von 1997 – 2003 arbeitete PD Dr. Gudrun Gleba als Oberassistentin am Historischen Seminar der Carl-von-Ossietzky-Universität in Oldenburg und wurde 2003 zur außerplanmäßigen Professorin ernannt. Von 2003 -2005 war sie an mehreren Ausstellungsprojekten beteiligt, u.a. für das „Aeronauticum. Museum für Luftschifffahrt“ in Nordholz bei Cuxhaven. An der Universität Osnabrück arbeitete von 2005 -2015 in verschiedenen Bereichen der wissenschaftlichen Lehre, Forschung und Verwaltung. Von 2015 -2016 vertrat sie den Lehrstuhl für mittelalterliche Geschichte an der Universität Rostock. Seit 2016 hat sie Lehraufträge an den Universitäten Osnabrück und Oldenburg übernommen und ist Leiterin von Integrationskursen für Deutsch als Fremdsprache.
Dr. Gudrun Gleba ist seit dem 22.12.1992 mit dem Werbefachmann Stephan Johannes Kelschebach verheiratet. 1993 kamen ihr Sohn Karl Philipp und 1997 ihre Tochter Eva Nora zur Welt. In ihrer Freizeit geht sie gerne wandern, spielt Klavier und macht zusammen mit anderen Freundinnen Musik. Über mehrere Jahre war sie Mitglied im Oldenburger Singverein. Ein anderes Hobby ist die Ornithologie, dem sie gemeinsam mit ihrem Mann nachgeht, was beide auch auf Rathenow und das westliche Havelland aufmerksam gemacht hat. Am 01.01.2018 trat sie dem Förderkreis zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow e. V. bei. Sie sieht viele mögliche Forschungsprojekte in diesem Kleinod norddeutscher Backsteinkunst, die sie sich für ihre Lebensphase nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Arbeitsleben vorbehält.
© Dr. Heinz-Walter Knackmuß 01.02.2018
1. Geschichte der Weihnachtskrippen 01.12.2018
2. Geschichte des Marienaltars 25.05.2019
3. Das Epitaph (Totengedenktafel) des Stadtschreibers Nesen 1571
(27.07.2019)
Das Epitaph (Totengedenktafel) für den Stadtschreiber Nesen von 1571
Apl. Prof. Gudrun Gleba lockte am 27.07.2019 trotz einer tropischen Hitze von 30 ° C in Rathenow viele Menschen von den Badeseen in die Sankt-Marien-Andreas-Kirche, wo sie das Kunstwerk im Gedenken an den Stadtschreiber Nesen von 1571 als Historikerin erklärte.
Die apl. Professorin Dr. Gudrun Gleba setzt ihre sommerliche Vortragsreihe zu besonderen Schätzen von Sankt-Marien-Andreas in Rathenow im Rahmen ihres Zyklus „Dreiklang – Kunst und Kultur in der Kirche“ mit der Frage: „Heiliger Samariter oder unheiliger Selbstdarsteller?“ fort. Der wohlhabende Stadtschreiber Andreas Nesen und seine zweite Frau Anna Hansen haben wohl schon zu Lebzeiten mit dem Künstler besprochen, wie sie sich die Gedenktafel dachten. Der Maler des Epitaphs ist unbekannt.
apl.Prof. Dr. Gudrun Gleba vor dem Epitaph
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Ganz unten ist der Stadtschreiber und seine Familie abgebildet, rechts die Frauen und links die Männer. Der Stadtschreiber steht mit einem Pelz seinen Frauen gegenüber. Die Verstorbenen tragen ein rotes Kreuz in den Händen. Die Darstellung des Stadtschreibers Andreas Nesen und seiner Familie setzt sich deutlich von mittelalterlichen Darstellungen ab. Das schlichte Schwarz, was die Kleidung prägt, soll für Demut stehen. In der Mitte steht Jesus als Auferstandener. Er hat er den Tod überwunden und trägt die Siegesfahne in der linken Hand und segnet die Menschen. Er hat die Welt besiegt. Als Symbole dafür werden unter seinen Füßen der Reichsapfel und ein Totenkopf dargestellt. Wir befinden uns in der Zeit nach der Reformation. Vor der Reformation gab es die Mutter Gottes, die Apostel und die vielen Heiligen, die als Fürsprecher bei Gott galten. Die vielen Werke der Barmherzigkeit wurden nach dem Tode auf eine Waage gelegt und führten entweder ins Paradies oder zur ewigen Verdammnis. Wer eine Pilgerfahrt nach Bad Wilsnack unternahm, bekam 40 Tage Fegefeuer erlassen. Nach der Reformation hieß es: Nur durch die Schrift, nur durch Gnade und nur durch den Glauben kann der Mensch auf die Erlösung hoffen. Der Einzelne steht nun allein vor Gott ohne Fürsprecher. Der Maler schreibt auf der Kartusche, was er abbildet. Es geht um eine Geschichte eines Menschen, der anderen in Not hilft. Der Evangelist Lukas schreibt im 10. Kapitel, wie ein Samariter einem ausgeraubten und halb tot geschlagenen Menschen hilft, ihm die Wunden verbindet und ihn auf seinem Pferd in eine Herberge bringt. Ein Priester und ein Levit lassen den um Hilfe Schreienden einfach liegen und gehen weiter, nur der Mann aus Samaria hat Mitleid und hilft ihm. Der Samariter ist so für die meisten Menschen zum Synonym eines Ersthelfers geworden.
apl.Prof. Dr. Gudrun Gleba vor dem Epitaph
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Dreimal werden der Samariter und sein Pferd und sein Hund vom Maler auf die Gedenktafel gebracht. Die Herberge ist in der Stadt Rathenow und man findet eine eng bebaute von einer Stadtmauer und Türmen gesichertes Häusermeer mit der Sankt-Marien-Andreas-Kirche und mit vielen Fachwerkbauten. Und im Vordergrund Boote auf der Havel ein Fischer mit Ruder und Kescher. Uber dem Fluss fliegen die Wildgänse und am südlichen Ufer ein Gebirge und ein mächtiges Gewölk. Und mit dem Gebirge sind wir wieder bei der Geschichte, die Jesus vom Barmherzigen Samariter erzählt und die so beginnt:“ Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jerichow und fiel unter die Mörder.“ Und wer selbst einmal den Weg von Jerusalem nach Jerichow besucht hat, findet auch heute noch eine schrecklich zerklüftete Landschaft, die schon bei Tag Angst einflößt. Die Räuber sieht man im Epitaph auch. Sie sehen recht bürgerlich aus, mehr wie Jäger und verstecken sich im Wald. Eine Girlande mit Totenkopf und zwei Putten im oberen Teil des Epitaphs gibt noch einmal Bezüge zum Mittelalter. Die Korallenperlen eines Rosenkranzes führen von einer Amphore zu einer Teufelsfratze. Bleibt zum Schluss die Frage offen, ob es sich um den Heiligen Samariter handelt oder um einen unheiligen Selbstdarsteller. Diese Frage konnte nicht geklärt werden. Vielleicht war der Stadtschreiber Nesen und seine Familie ein Wohltäter der Stadt. Aber das wissen wir nicht. Klar ist, dass er für sich wohl schon das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter als Leitfaden im Leben angesehen hat. Und da bekommt das Epitaph einen ganz aktuellen Bezug, wenn wir an die Flüchtlinge und Asylanten in unserem Land denken. Es ist das älteste Kunstwerk in der Stadt Rathenow und die vielen Fragen nach dem Vortrag zeigten das Interesse der Besucher an der Geschichte der Stadt Rathenow und ihren Menschen. Sie spendeten die Säulensteine Nr. 13650 -13661 für den Wiederaufbau der Kreuzgewölbe im Chorraum.
Das Publikum
Prof Hans Müller aus Berlin
Der Förderkreis bedankt sich bei Prof. Dr. Gudrun Gleba für die wissenschaftliche Aufarbeitung des Kunstwerkes und den vielen neuen Erkenntnissen über das Epitaph. Eine Historikerin sieht andere Zusammenhänge als der unbefangene Betrachter. Die Rathenower freuen sich schon auf den letzten Vortrag im Zyklus Dreiklang, der am 28.09.2019 um 16:00 Uhr das Gemälde „Christus vor dem Hohen Rat“ erläutern wird, das insofern von besonderem Interesse ist, weil hier die Mitglieder des Rathenower Magistrats abgebildet wurden. Der Magistrat hatte das Angebot des Malers für dieses Gemälde zunächst abgelehnt. Erst als er versprach, alle Ratsmitglieder darauf abzubilden, stimmte man dem Auftrag zu.
11.09.2019
Garten Röntgenstr. 13, Rathenow
Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 27.07.2019
Ausflug
mit
apl. Prof. Dr. Gudrun Gleba
zu drei Kirchen aus dem Barock im Havelland
Samstag 06.05.2023 (12-21 Uhr)
oder
Samstag 20.05.2023 (12-21 Uhr)
Beginn an der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow um 12:00 Uhr mit einer Busfahrt zu den barocken Kirchen in Ketzür, Markee und Markau.
Mit Kaffeepause, Abendessen, Lesungen von Karl Kelschebach und fachkundiger Führung der Historikerin
apl. Prof. Dr. Gleba
Kosten:78,00 €/ Teilnehmer (bar am Bus)
Vortrag von Prof Dr. Gudrun Gleba
über das Epitaph an der Nordwand der
Sankt-Marien-Andreas-Kirche
Sastag 19.08.2023
12:00 Uhr