Jahresbericht 2002
Der Turm der Sankt-Marien-Andreas-Kirche,
als Wahrzeichen der Stadt Rathenow
und als städtebauliche Dominate
ist seit 2002 wieder aufgebaut
Bericht des Vorsitzenden des Förderkreises,
Dr. Heinz-Walter Knackmuß,
über das Jahr 2002
in der Mitgliederversammlung am 14. 06.2003
in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow
1. Begrüßung
1. Ministerpräsident des Landes Brandenburg Matthias Platzeck
2. Landtagsabgeordnete Dieter Dombrowski und Manfred Lenz
3. Landrat Dr. Burkhard Schröder
4. Kreistagspräsident Peter Weisner
5. Mitglieder des Kuratoriums
Ronald Seeger, Bürgermeister der Stadt Rathenow
Siegfried Mertin, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Rathenow e G
Erika Guthjahr, Ehrenbürgerin der Stadt Rathenow
Dipl.-Ing. Wolfram Bleis, Architekt
Herbert Bauer
Ganz besonders herzlich begrüße ich das Förderkreismitglied Toes Pluijter-Hamminga aus unserer Partnergemeinde in den Niederlanden.
Ebenso herzlich begrüße ich die sehr aktiven Mitglieder Inge und Wolfgang Schröder aus Wetter.
Der Förderkreis zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow e.V. feierte am 15. September 2002 sein sechsjähriges Bestehen.
177 –180 Mitglieder gehören dem Förderkreis an. Es sind natürlich viele alte Menschen und so müssen wir auch für das Jahr 2002 vier Todesfälle beklagen. Ich bitte Sie, sich zum Totengedenken der Mitglieder von Ihren Plätzen zu erheben.
1. Wolfgang Gruner, Berlin
2. Werner Kegler, Steinen
3. Joachim-Friedrich Weyrauch, Bad Harzburg
4. Elfriede Müller, Henningsdorf
Grußwort Ministerpräsident Matthias Platzeck
Grußwort Toes Pluijter
Grußwort des Bundesverkehrsministers wird von Axel Teckemeyerverlesen.
Das ganze letzte Jahr 2002 war immer noch geprägt von der Vollendung des Turms. Die Hubschrauberaktionen mit dem spektakulären Aufsetzen der Turmspitze war der Höhepunkt der äußeren Vollendung des Turmwiederaufbaus. Danach ging es sofort mit den Innenarbeiten weiter. Die Elektrik musste installiert werden. Gleichzeitig Treppen und Treppengeländer zur Aussichtsplattform errichtet werden usw. Die letzten Arbeiten am Turm sind erst im Frühjahr 2003 vollendet worden. Die erste Freigabe für die Öffentlichkeit mit Ausnahmeregelung am Tag der Deutschen Einheit 2002 bescherte Besucherrekorde und lange Warteschlangen. Alle Rathenower wollten ihren Turm wieder in Besitz nehmen und die wunderbare Rundsicht über das schöne Havelland genießen. Es ist en herrlicher Anblick der Stadt und man sieht von oben erst, wie viel Wasser die Stadt umgibt.
Am 26.April 2002 feiert Essilor-Rathenow sein zehnjähriges Bestehen in der Stadt. Aus diesem Anlass überreichte die Firma dem Förderkreis zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow e.V. eine Spende von 2000,00 €. Rathenow als Stadt der Optik hat sich natürlich sehr gefreut, dass gerade dieser internationale optische Konzern ein Unternehmen in Rathenow eröffnete und damit für 150 Menschen eine Beschäftigung schuf. Mineralische Brillengläser von Essilor-International werden hauptsächlich in Kanada, den USA und Westeuropa vertrieben. Damit steht dieser Betriebsteil auch in guter Rathenower Tradition, denn bis 1945 reichten die Handelsbeziehungen der optischen Industrie Rathenows weit über Europa hinaus.
Johann Heinrich August Duncker, Pfarrer an der Sankt-Marien-Andreas-Kirche und Begründer der optischen Industrie in Rathenow, hat mit seiner physikalischen Begabung und der Erfindung der Vielschleifmaschine vor über 200 Jahren den Menschen eine bessere Existenz ermöglicht und sie in Lohn und Brot gebracht. Er konnte nicht ahnen, dass er damit den Grundstein für den Reichtum der Stadt über viele Jahre legte. Mit der Spende von Essilor-Rathenow für den Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche schließt sich der Kreis wieder zum Pfarrer Johann Heinrich August Duncker, der in dieser Kirche gewirkt hat.
Am 25.06.2002 Türkenglocke wurde repariert in Rathenow feierlich in Empfang genommen
Sie ist die älteste Glocke aus Bronze und stammt aus dem 14. Jahrhundert. Sie wird Türkenglocke genannt, wie alle Glocken, die aus dem Jahre 1400 stammen. Die Benennung verdanken sie den Eroberungskriegen der Türken um 1400. Die Türken schickten sich damals an über den Balkan Europa zu erobern. Der Sultan Bajazeth, den man mit Beinamen, Jildirim, (Blitz), nannte, zog mit 20.000 Janitscharen (bekehrte Christen) als Kerntruppe und 100.000 Soldaten nach Europa. Die vereinten europäischen Christenheere unterlagen in einer Schlacht im Jahre 1396. Der Sultan ließ 10.000 Gefangene umbringen. Nach der Schlacht waren die europäischen Christen dem Heer des Sultans schutzlos ausgeliefert. Da erkrankte Sultan Bajazeth an Gicht, die seine Arme und Beine unbeweglich machten. Er befahl den Rückzug seines Heers und die europäische Christenheit feierte die Rettung des christlichen Abendlandes als ein Wunder Gottes. Alle Glocken die im Jahre 1400 zur Errettung vor den türkischen Eroberern aus Dankbarkeit in Deutschland gestiftet wurden, nannte man deshalb Türkenglocken. Die Inschrift dieser Glocke lautet:
AVE MARIA. O REX GLORIAE, VENI CUM PACE. (Gegrüßet seist du Maria. O König der Herrlichkeit, komme mit Frieden.) Zwischen den Worten sind auf der Umschrift immer Lilien als Zeichen der Reinheit der Gottesmutter zu sehen. Hinter dem AVE MARIA ist die Kreuzigung Jesu dargestellt. Am 20. Februar 1944 wurde sie aus Rathenow abgeholt und sollte zu Kanonen eingeschmolzen werden. Aber die Kriegsereignisse waren so dramatisch, dass es zu ihrer Einschmelzung nicht mehr kam. Pfarrer Detert fand sie in einem Glockensammellager in Hamburg wieder. Am 29. Juni 1952 konnte die Gemeinde sie bei einem feierlichen Gottesdienst in der alten noch voller Trümmer liegenden Kirche wieder in Empfang nehmen. Am 18. Oktober 2001 wurde die inzwischen schadhaft gewordenen Glocke zur Reparatur nach Nördlingen (Bayern) gebracht und wurde in einem Festgottesdienst am 29. Juni 2002 wieder mit den zwei neuen Bronzeglocken der Sankt-Marien-Andreas-Kirche feierlich ein. An dem Festgottesdienst zur Einweihung des neuen Glockengeläuts mit den Bronzeglocken nahm der Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg Matthias Platzeck teil.
50 Jahre nach der notdürftigen Inbetriebnahme der zerstörten Kirche tönt der Ton der alten Türkenglocke nun wieder über der Stadt und ruft die Gläubigen zum Gebet und zum Gottesdienst.
Inge Schröder hat für die Marienkapelle 400,00 Euro gespendet.
Inge Schröder hatte die Idee, neben der Marien-Skulptur, die ihr Mann dem Förderkreis gestiftet hat auch einen Heiligen Andreas für die Andreas-Kapelle dem Förderkreis zu schenken. Der Holzschnitzer Heinz Mühl aus Rathenow war bei dem Vorhaben behilflich und ich bitte Inge Schröder aus Witten die Andreas-Skulptur zu übergeben und ein paar Worte zu ihren Beweggründen zu sprechen.
19.04.2002 Grundsatzgespräch des Vorsitzenden des Förderkreises Dr. Heinz-Walter Knackmuß mit dem geschäftsführenden Pfarrer Andreas Buchholz über den weiteren Aufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche
Vom 1. August bis Ende September 2002 wurde vom Förderkreis in der Rathenower Filiale der Mittelbrandenburgischen Sparkasse eine Bibelausstellung zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow präsentiert. Es wurden überwiegend christliche Bibeln präsentiert aber auch eine Thora-Rolle und ein Koran. Die Ausstellung wurde sehr gut angenommen. Vor allen Dingen die lokale Presse hat wochenlang über die Bibelausstellung berichtet.
Am 13.10.2002 wurde die Erstsendung des ORB-Films „Rathenow ganz oben“ über den Wiederaufbau des Turms der Sankt-Marien-Andreas-Kirche als Neuproduktion ausgestrahlt. Lothar Keil hatte das Drehbuch dazu geschrieben und die Pfarrer Kübler und Buchholz, die Ehrenbürgerin der Stadt Rathenow und Zeitzeugin der Zerstörung und des Wiederaufbaus, Erika Guthjahr, den Architekten Wolfram Bleis und viele andere Rathenower oder Besucher der Stadt, wie Gundis Friege, die eine Ausstellung im Chorraum mit Kreuzzeichen hatte, vor die Kamera gelockt und eine künstlerisch sehr wertvolle Filmsendung geschaffen. Das digitale Masterband wurde dem Förderkreis übergeben und seither dürfen wir die Kopien des Bandes gegen eine Mindestspende von 20,00 Euro abgeben. Es wird besonders gern als Geschenk für alte Rathenower, die nicht mehr in der Stadt wohnen, mitgenommen und hat sich als echter Renner erwiesen. Das Faszinierende an dem Videoband ist die Darstellung des Charmes einer brandenburgischen Kleinstadt - im Grün gelegen und von reichlich Wasser umgeben, mit der alten Kirche als Mittelpunkt. Erst durch den Film ist vielen Rathenowern bewusst geworden, wie schön ihre Heimatstadt ist. Eine sehr persönliche Erfahrung habe ich bei den Dreharbeiten zu diesem Film auch gemacht. Als Schauspieler wäre ich nicht geeignet. 10 x die selbe Szene, bis alles richtig ist und alle Versprecher raus sind und dann ruft der Regisseur an, wir müssen alles noch einmal machen, der Ton war gestört. Das ist nichts für mich, aber was tut man nicht alles für einen guten Zweck.
Am 13. Mai 2003 wurde diese Sendung im neu gegründeten RBB (Rundfunk Berlin Brandenburg) wiederholt. Viele konnten sich die schöne Sendung noch einmal ansehen.
Wem ist noch zu danken. Natürlich den Förderkreismitgliedern und ganz vielen Menschen, die durch ihre kleinen Spenden dazu beigetragen haben, dass der Kredit von 100.000,00 Euro so schnell getilgt werden kann. Es sind bisher 70.000,00 € gesammelt worden und zur Kredittilgung verwendet worden. Ich hätte nie gedacht, dass das so schnell gehen würde. Wir haben nichts gegen große Spenden, aber die waren im letzten Jahr nicht so reichlich, dafür aber viele Menschen, die die Freude am Wiederaufbau der Kirche zum Lobe Gottes und insbesondere das Wiedererstellen des Wahrzeichens der Stadt, den Kirchturm, mitgetragen und begleitet haben.
Ich möchte hier auch dem Vorstand und insbesondere Wolfgang Krüger dem neuen Schatzmeister für seinen Fleiß und sein Engagement danken und auch Gisela Rosenberg, die ihm im Anfang sehr bei der Einarbeitung in die Buchführung sehr geholfen hat und bis zum heutigen Tag mit Rat und Tat und wirklicher aktiver Hilfe zur Seite steht. Ich habe es sehr angenehm empfunden, dass der Übergang der erprobten umsichtigen Schatzmeisterin auf eine jüngere Generation so nahtlos verlief. Es war ja auch eine Umstellung von eine echten Buchführung auf Papier auf ein elektronisches System mit Computer und Homebanking. Alles ist reibungslos und einvernehmlich gelaufen, wobei ich es auch gut fand, dass Frau Rosenberg im Vorstand an den Geschicken des Förderkreises weiterhin aktiv teilnimmt.
Aber auch Axel Teckemeyer möchte ich für seine Arbeit herzlich danken. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie viel Zeit und Kraft es kostet, Mitglieder für die Aufsicht während der Öffnungszeiten der Kirche zu gewinnen und Monat für Monat den Dienstplan dafür zu erstellen. Frau Christine Ermisch hat uns besonders mit ihrer engen Bindung zum Bürgermeister und vielen unkomplizierten und unbürokratischen Wegvereinfachung bei vielen Dingen, die den Förderkreis betrafen, geholfen. Auch ihr ein herzliches Dankeschön.
Den Mitgliedern des Kuratoriums danke ich für die Hilfe im Jahr 2002 und natürlich noch einmal Siegfried Mertin, dem Vorstandsvorsitzenden der Volksbank Rathenow, ohne dessen Unterstützung der Turm heute nicht vollendet dastände. Ich möchte aber auch dem Landrat, dem Bürgermeister Ronald Seeger, Herbert Bauer und Erika Guthjahr, der Ehrenbürgerin der Stadt Rathenow, für den unermüdlichen Einsatz danken.
An erster Stelle will ich aber Gott Dank sagen für seinen Segen und die Begleitung des Wiederaufbaus und hoffen, dass wir auch den Innenausbau des Schiffs mit seiner Unterstützung vollenden können.
Dr. Heinz-Walter Knackmuß