Biografie von Rosemarie Haecker 04.08.2018
Rosmarie Gisela Haecker, geborene Block, wurde am 14.06.1930 in Magdeburg geboren. Sie wurde in Magdeburg getauft und kam 1936 mi ihrer Mutter nach Rathenow. Ihre Mutter, Martha Block, geborene Adamkiewitz, war Verkäuferin in einer Bäckerei. Die Großeltern Eveline und Joseph Adamkiewitz, hatten ein kleines Haus in Rathenow in der Mühlenstraße 21, wo Rosemarie viele Jahre ihrer Kindheit verlebte. Sie wurde 1936 in der Schleusenschule in Rathenow eingeschult und absolvierte dort die 10. Klasse. Sie wurde von Pfarrer Detert in der Lutherkirche konfirmiert. Von 1946 -1949 nahm sie ein kaufmännische Lehre bei der Sozialversicherung (SVK) in Rathenow auf und ging nach erfolgreichem Abschluss an das Amtsgericht in Rathenow und arbeitete als Protokollantin bei Strafgerichtsprozessen. Danach nahm sie eine Tätigkeit in den Rathenower Optischen Werken (ROW) auf und war verantwortlich für die Sozialversicherung in diesem Betrieb. Am 28.04.1967 heiratete sie den Rathenower Fotografen Martin Richard Haecker auf dem Standesamt Berlin-Mitte. Sie arbeitete nun halbtags für das Fotogeschäft ihres Mannes und für den Rat des Kreises Rathenow in der Abteilung Preise. 1990 zog sie nach Eintritt in das Rentenalter nach Nürnberg. Dort lebt sie heute im Wohnstift am Tiergarten und fühlt sich sehr wohl. Sie liebt die Stadt Nürnberg, die nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg liebevoll mit vielen Details wieder aufgebaut wurde, der Christkindelmarkt, der nahe Tiergarten und die schöne Umgebung. Das unzerstörte Rathenow war nach ihrer Erinnerung auch sehr schön gewesen. Jetzt empfindet sie es als ein wenig eintönig.
Luise Freitag und Rosemarie Haecker (rechts)
am 03.12.2009
in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche
während der Schlusssteinandacht beim Gewölbeaufbau im Kirchenschiff
Am 21.02.2010 trat sie dem Förderkreis zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow e. V. bei, weil sie ein gutes Werk tun wollte und wenigstens einen Teil des Alten Rathenow wieder hergestellt wissen möchte. Am 05.01.2022 nahm sie Gott zu sich. Sie starb in Nürnberg, wo sie ihren Altersruhesitz genommen hatte. Sie war 91 Jahre alt und am Ende ihres Lebens dement. Sie wurde auf der Familiengrabstätte in Rathenow auf dem Weinbergfriedhof beigesetzt. Am 11.03.2022 hat sie eine kleine Schar aus der Gemeinde und um ihre Schwester zur letzten Ruhe gleietet. Die Traerfeier dand in der Auferstehngskirche (Friedhofskapelle) auf dem Weinberg statt. Pfarrer Ulrich Nußbaum hielt die Predigt und geleitete die Urne zum Familiengrab Haecker.
Pfarrer Ulrich Nußbaum
Trauerfeier für Rosemarie Haecker
Rathenow, 11. 3. 2022
Liebe Frau Müller, liebe Angehörige, liebe Freunde!
„Groß, schlank, sehr freundlich“ – so hat Luise Freitag mir ihre gute Bekannte Rosemarie Haecker geschildert. Viele in Rathenow kannten sie, denn sie hatte mit der Verwaltung der staatlichen Liegenschaften zu tun und hatte in ihrem Büro viel Publikumsverkehr. Dazu kam das Fotogeschäft ihres Mannes Martin Haecker, wo Rosemarie ebenfalls mitgearbeitet und viele Kunden betreut hat. Geboren wurde Rosemarie Haecker am 14. Juni 1930 in Magdeburg. 1936 kam sie nach Rathenow. Sie ist in der Mühlenstraße aufgewachsen. Das Haus ihrer Kindheit und Jugend wurde am Ende des Krieges zerstört.
1941 hat die Mutter geheiratet, der Stiefvater hat Rosemarie adoptiert, sodass sie seinen Nachnamen annehmen konnte. Ab 1946 machte Rosemarie Block eine Ausbildung bei der Sozialversicherungskasse in Rathenow. Im Gericht fand sie eine Anstellung als Protokollantin bei Strafprozessen. Dann ging sie zu den Rathenower Optischen Werken. 1968 hat sie Martin Haecker geheiratet, und fortan war ihr Arbeitsleben zweigeteilt: Sie war im Laden ihres Mannes, aber auch bei der Kreisverwaltung. Zu dieser Zeit hatte sie Kontakt zu Frau Freitag, die beiden Damen haben beinahe Tür an Tür gearbeitet, Frau Haecker für die allgemeine Verwaltung, Luise Freitag als Notarin. Als sich das Ehepaar Haecker ein Grundstück in Semlin kaufte, war es Luise Freitag, die den Vertrag beurkundete. 1985 ist Martin Haecker verstorben. Er war um einiges älter als seine Frau. Die Ehe ist ohne Kinder geblieben. In der Folge lernte Rosemarie Haecker wieder einen netten Mann kennen, der ihr Lebensgefährte wurde, Arnfried Lutze. Auf seinen Vorschlag hin zogen die beiden, als Rosemarie Haecker 1990 in Rente ging, nach Nürnberg. Rathenow hat Rosemarie Haecker allerdings noch nicht losgelassen: Nachdem Arnfried Lutze 2007 gestorben war, kam sie wieder nach Rathenow zurück. Im Jahr 2010 zog sie aber wieder nach Nürnberg. Die Verbindung mit Luise Freitag hat Rosemarie Haecker lange aufrecht erhalten. Jedes Jahr zum Totensonntag kam Rosemarie Haecker nach Rathenow, und dort, am großen Kreuz auf dem Friedhof, traf man sich wieder – bis ihr die Reisen zu beschwerlich wurden. In letzter Zeit war Rosemarie Haecker dann dement. Sie ist am 5. Januar dieses Jahres verstorben.
Ich lese einen Vers aus dem 23. Psalm:
Er führt mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Was bedeutet das für uns?vEs bedeutet, dass über unserem Leben ein Geheimnis steht, und zwar über dem Leben jedes Menschen: Es ist die Art und Weise, wie Gott uns führt. Viele weisen es ja weit von sich, dass überhaupt eine höhere Macht einen Einfluss auf ihr Dasein hat, geschweige denn, dass ein Gott einen bestimmten Plan verfolgt und einen Menschen wirklich durch sein Leben führt. Interessant wird es aber immer dann, wenn jemand, der bisher kaum einen Gedanken an Gott verschwendet hat, auf einmal gläubig wird und sich Jesus Christus anvertraut. So jemand erkennt auf einmal voller Freude und Staunen an, wie Gott sein Leben lenkt, und zwar, das ist entscheidend, nicht erst seit seiner Bekehrung, sondern auch in der Zeit, da er Gott noch abgelehnt hat. Sein ganzes Leben sieht er auf einmal unter Gottes gutem Plan! Wir haben auch in unserem Leben die Wahl: Wir können unser Leben so betrachten, als sei alles Zufall: Wann ich zur Welt komme und in welche Familie hinein, ob ich zu den „oberen Zehntausend“ gehöre oder ob mein Umfeld ziemlich ärmlich ist, dann die Beziehungen, die ich aufbauen darf oder die mir verwehrt werden, der Ort, wo ich wohne, die Schule, in die ich gehe, meine Arbeit, die Familie, die ich selbst gründe – das alles kann ich als Zufall betrachten oder eben als Ergebnis einer geheimnisvollen Führung Gottes. Geheimnisvoll bleibt diese Führung immer, denn da sind in jedem Leben Dinge, die ich nicht verstehe, die mir zu hart sind, zu unbarmherzig, zu gemein oder zu schmerzhaft. Aber selbst wenn ich über Gottes Führung staune und mich darüber freue, kann ich niemals ausloten, wie Gott das bewerkstelligt. Ich gebe Ihnen ein Beispiel aus dem Leben von Rosemarie Haecker, ein Beispiel, auf das Luise Freitag mich aufmerksam gemacht hat: Sie sagte zu mir: „Warum ist Rosemarie Haecker damals nach Nürnberg gezogen? In Rathenow hatte sie’s gut! Hier hatte sie Freunde!“ – Und doch hat Rosemarie Haecker lange Zeit in Nürnberg verbracht. War das eine kluge Entscheidung damals? War’s ganz und gar ihre eigene? Oder hat sie sich überzeugen oder gar überreden lassen? Ein Freund hat mal zu mir gesagt: „Entscheidend ist das, was du am Schluss tust. Gedanken und Pläne kannst du dir viele machen, aber ausschlaggebend ist, was am Ende dabei herauskommt!“ Mir ist das immer wieder ein Rätsel, wie Gott die Menschen führt, auch mich selbst. Aber ich habe mich entschieden zu sagen: So wie’s wird, ist es gut und ist es Gottes Plan. Es heißt ja auch im Psalm: „Er führt mich auf rechter Straße“, das heißt auf dem Weg, den Gott als den richtigen für mich erkennt. Und noch etwas steht da: „…um seines Namens willen.“ Das bedeutet doch, Gottes guter Name, sein Ruf steht auf dem Spiel, wenn’s drum geht, ob mein Leben von ihm richtig geführt wird. Wir können nie für einen anderen Menschen beurteilen und letztlich festlegen, ob wir den Lebensweg nun für richtig oder für verfehlt halten. Dazu fehlt uns der große Zusammenhang, den nur Gott selbst überblickt. Aber für mich selbst kann ich mich entscheiden zu sagen: Ich habe ganz festes Vertrauen darauf, dass Gott mein Leben richtig führt. Ich zweifle manchmal daran, ob die eine oder andere Abzweigung wirklich richtig war, aber ich entscheide mich für das Vertrauen auf meinen Herrn im Himmel. Für mich weiß ich: Er wird’s wohl machen!
Zu diesen Gedanken passt das Lied, das sich die Schwester Karin Müller für diese Andacht gewünscht hat: So nimm denn meine Hände und führe mich….
Pfarrer Ulrich Nußbaum
Copyright: Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 14.03.2022