Biografie von Gerhard Honig
von Angelika Rösler, Braunschweig
Gerhard Honig wurde am 17.02.1929 in Apollensdorf, jetzt Wittenberg/Elbe geboren. Der Vater war Landarbeiter, später Arbeiter und Oberwerkmeister in der Pulverindustrie, die Mutter starb früh. Volksschulbesuch, vorübergehend Nationalpolitische Erziehungsanstalt Schulpforta, bis 1944 Humanistisches Gymnasium Stendal. Gerhard Honig schrieb selbst über seine Ferien, die er als 15jähriger in Neue Schleuse (heute Rathenow-West) bei Verwandten verbrachte.“ Neue Schleuse war ein anderes Ziel. Tante Agnes und Onkel Otto Mangelsdorf, Genthiner Str. 8, nahmen mich ebenfalls in den Ferienwochen auf und ließen mir viele Freiheiten. So lernte ich die Innenstadt einigermaßen kennen. Weil in den Wohnungen auch zu dieser Zeit kaum Badeeinrichtungen vorhanden waren, gab es die gute alte Wannenbadeanstalt am Hafen. Dorthin wurde ich hin komplimentiert – es musste wohl nötig sein. Natürlich ging ich auch hoch zum Bismarckturm, während mich die Kirche nur als Aquarellmotiv interessiert hat.
Von links: Eduard Honig (Vater von Gerhard Honig), Otto Mangelsdorf und Erich Damm
an den Archen in Neue Schleuse 1941
In dieser Zeit fielen auch meine Erkundungsgänge, die mich zu dem Holzschnitzer führten. Bei Mangelsdorfs hatte ich meinen Sitz- und Arbeitsplatz in der verglasten Veranda vor der Außentreppe. Mit Lupe und Landkarte ging ich dort um. Tante Hedwig hatte ein Haushälterin, eine recht wunderliche alte Dame namens Anna. Die sagte:“ Ick kieke eenmal, ick kieke zweemal, ick kieke dreimal un denke – Nanu.“ Hier machte ich auch mit der alten und sehr leidenden Frau Borchert Bekanntschaft. Sie trauerte immer noch ihrer früh an Tuberkulose erkrankten und dann gestorbenen Tochter nach.“
Aquarell der Sankt-Marien-Andreas-Kirche
von Gerhard Honig vom 06.08.1944
Danach besuchte er die Lehrerbildungsanstalt in Eilenburg/Mulde und Neulehrerkurs. Mit 17 Jahren Eintritt in den Schuldienst in Lietzow bei Nauen, danach in Berge bei Nauen, Rathenow und Ludwigsfelde. 1951 Direktor der Zentralschule Neue Schleuse. Am 23.05.1953 heiratete Gerhard Honig Eva Lehmann aus Rathenow. Sie war Sekretärin des Landrats des Kreises Westhavelland.
Hochzeit von Gerhard Honig mit Eva Lehmann
Zur Hochzeit gab es praktische Dinge als Geschenke wie Geschirr und Haushaltsgeräte. Auf dem Foto erkennt man ein Bügeleisen und eine Kaffeemühle.
Die Hochzeitsgeschenke
Eva Lehmann war mit ihrem Bruder Hans in Rathenow aufgewachsen. Sie ist am 16.05.1929 in Rathenow geboren worden und wurde am 14.07.1929 in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche getauft und am 28.02.1943 von Superintendent Georg Heimerdinger in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche konfirmiert. Ihr Konfirmationsspruch lautete: Halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme ( Offenbarung des Johannes 3,11).
Konfirmationsurkunde von Eva Lehmann
Eva Lehmann nach
der Konfirmation
Ihre Eltern Lina und Hermann Lehmann bewohnten das Haus in der Keplerstr. 5 in Rathenow.
Familie Lehmann 1929
(von links: Eva Lehmann, Hermann Lehmann, Lina Lehmann, Hans Lehmann
Elternhaus von Eva Lehmann Keplerstr. 5
Die Mutter von Eva Lehmann, Lina Lehmann war am 16.05.1899 geboren worden und hatte mit ihrer Tochter am gleichen Tag Geburtstag.
von links: Lina Lehmann, Hans Lehmann, Eva Lehmann, Hermann Lehmann
Als Folge des 17. Juni 1953 wurde Gerhard Honig fristlos aus dem Schuldienst der DDR entlassen. Er ging in den Westen und versuchte den Neustart mit Studium an der Pädagogischen Hochschule Braunschweig und kam ab 1955 in den Schuldienst nach Soltau und ab 1956 nach Wolfsburg. Im November 1953 war dem Ehepaar Honig ihr erster Sohn Reinhard geboren worden. 1958 wurde die Tochter Angelika geboren. 1960 wurde das eigene Haus in Wolfsburg bezogen. In mehreren Volks- und Realschulen standen Deutsch, Geographie und vor allem Werken und Kunsterziehung im Vordergrund. 1968 gründete Gerhard Honig die Schuldruckerei Kreuzheide, die er in 13jähriger Tätigkeit zur größten Schuldruckerei der Bundesrepublik führte. Engagierte Tätigkeit im Schul- und Weiterbildungsbereich, ab 1973 als Studienrat und später als Oberstudienrat an Wolfsburger Gymnasien. 2. Vorsitzender des bundesweiten Arbeitskreises Schuldruckerei, Mitglied des Beirats der Gesellschaft zur Förderung der Druckkunst zu Leipzig. Der IMMEN-Verlag Eva Honig wurde 1984 gegründet. Herausgabe des Handbuches „Drucken in der Schule“und vieler weiterer Titel. Auch nach der Pensionierung 1991 gönnte er sich keine Ruhe, hatte aber mehr Zeit für seine Frau Eva, für die beiden Enkelkinder und viele Reisen. Nach der Wende war es ihm endlich wieder möglich, die Stätten seiner Kindheit und Jugend wiederzusehen und der Kontakt zu seinem Bruder Günter in Magdeburg lebte wieder auf. Es folgten viele Reisen nach Todtmoos in den Hochschwarzwald in die eigene Ferienwohnung, und immer wieder besuchten Eva und Gerhard Honig die alte Heimat Rathenow und unterstützten auch den Aufbau der Kirche. Kurz nach der Goldenen Hochzeit 2003 verstarb Ehefrau Eva nach schwerer Krankheit. In den folgenden Jahren unternahm Gerhard Honig viele Reisen, freute sich an der Blütenpracht in seinem Garten, unternahm viel im Kreis der Familie und begann, eine Doktorarbeit zum Thema Elbe-Seitenkanal zu schreiben. Am 24.08.1998 trat er dem Förderkreis zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow e. V. bei. Seine Frau und er erhielten für eine Spende von 500,00 € den Stifterbrief Nr. 1 in Bronze. Der immen-Verlag seiner Frau Eva Honig brachte 1994 eine Reprintausgabe der Geschichte der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow von Superintendent Georg Heimerdinger aus dem Jahr 1957 heraus. Am 23.09.2006 starb er völlig überraschend - obwohl er noch so viel vorhatte.
Die Biografie wurde von der Tochter Angelika Rösler, geborene Honig, Braunschweig, aufgeschrieben.
Copyright: Dr. Heinz-Walter Knackmuß 12.08.2018