5-Der Zietenplatz
August-Bebel-Platz in Rathenow (2013)
mit dem Rest des alten Postgebäudes
Das Gebäude der Dresdner Bank in Rathenow wurde 1892 errichtet, als der damalige Zietenplatz neu gestaltet wurde. Vorher befand sich dort ein großer Garten mit einem Wohnhaus, das dem Bauern Zootzmann aus Schollene gehörte. Dessen Sohn errichtete am anderen Ende des Gartens in der Mittelstraße eine Brauerei, die später „Gaststätte zur Reichspost“ hieß. Der Zootzmannsche Garten hatte wunderbare Bäume und wurde vom Körgraben durchflossen, den man aber bald durch Zementrohre unterirdisch durch die Stadt weiter leitete. Das Gebäude der Dresdner Bank ist den DDR-Kindern als „Haus der Freundschaft“ in Erinnerung, da dort die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft ihren Sitz hatte. Nach der der Einheit Deutschlands im Jahre 1990 erhielt die Dresdner Bank ihr Gebäude wieder zurück und blieb dort, bis sie von der Commerzbank übernommen wurde. Da die Commerzbank aber schon ein Filiale neben der Altstädtischen Apotheke hatte, schloss man die Bank. In der Mittelstraße gegenüber der Dresdner Bank befand bis 1876 das Haus der Geheimen Sanitätsratswitwe Ruhbaum, dessen großer Garten bis zur Molkerei reichte. In dem Haus der Geheimen Sanitätsratswitwe befand sich vor dem Zeiten Weltkrieg das Café Schilling. Das Grundstück wurde vom Fabrikanten Hugo Gloß gekauft, der im Garten ein rotes in die Mittelstraße vorspringendes Fabrikgebäude errichten ließ. Als der Konservative Hugo Gloß einmal tüchtig gegen die Liberalen vom Leder zog, machten die einen Spottvers auf ihn: „ Hugo steck den Degen ein, dein Benehmen war nicht fein!“ Das dominierende Gebäude am Zietenplatz war die aus roten Backsteinen errichtete Reichspost. Die östliche Hälfte des Gebäude hat die Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg überlebt und lässt noch einen Hauch von der alten Schönheit ahnen. Vor der Reichspost stand das Denkmal von Heinrich von Rosenberg, General der Kavallerie des Husaren-Regiments von Zieten, der am 01.06.1833 in Pudisch (Schlesien) geboren wurden und am 19.04.1900 in Rathenow gestorben ist. Sein Grabmal ist auf dem Weinbergfriedhof in Rathenow zu finden. 1905 fand die Grundsteinlegung für das Denkmal vom Zietengeneral vor der Post statt. 2012 hat man einen Kreisel auf diesen Platz, der jetzt August-Bebel-Platz heißt, gebaut. In der Mitte stellte die Stadt Rathenow den „Abtragejungen“ des Bildhauers Karl Mertens. Das Denkmal des „Abtragejungen“ soll an die vielen Ziegeleien erinnern, die Rathenow einmal hatte. Der „Abtragejunge“ stand vorher an der Stelle, wo man 1905 dem Zietengeneral Heinrich von Rosenberg ein Denkmal gesetzt hatte und wurde mit dem Straßenumbau auf die Mittelinsel des Kreisels versetzt. Ob das klug war, wage ich zu bezweifeln, denn das Denkmal ist durch diese Position doch ziemlich gefährdet. Aber es sieht natürlich sehr schön aus.
Copyright: Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 09.07.2019, nach Walther Specht