11-Der Sold
Ehemalige Zietenkasernen (Foto 2013)
Die Husaren lagen, wie auch die früheren Besatzungen Rathenows; die Kürassiere, die Leibkarabiniers und die Invalidenkompanien in Bürgerquartieren. Das Recht, sich auch in der Wohnung ihres Quartierwirtes mit Frau und Kindern aufzuhalten und seine Möbel und Betten zu beanspruchen, führte oft zu unliebsamen Zwischenfällen. Diese Zustände, über die vor allem in der Franzosenzeit, wo rund 180 preußische Soldatenweiber und 160 Kinder hier wohnten, sehr geklagt wurde, hatten eine Anzahl der Bürger der Altstadt schon früher veranlasst, einen „separaten Eingang“ für die Soldaten zu schaffen. Dieser lag, wie man früher an vielen Häusern der Altstadt sehen kann, dicht neben der Haustür und führte auf einer steilen Treppe unmittelbar ins Obergeschoss, wo die Soldaten wohnten. Auf diese Weise blieben die Reibungsmöglichkeiten auf ein Mindestmaß beschränkt. In den letzten Jahrzehnten des Jahrhunderts verlor das enge Zusammenleben zwischen den Bürgern und nun bereits „ihren“ Husaren den Zwangscharakter immer mehr und trug vielmehr dazu bei, die Liebe zum Militär in der Einwohnerschaft, besonders aber in der Jugend, zu wecken und soldatischen Geist im Volke groß zu ziehen.
„Wenn die Königlich-Preußischen Kriegsvölker aus ihren Standquartieren ins Feld rücken, so höret auch die Bezahlung der nur zu Friedenszeiten gewöhnlichen Servisgelder auf“. So beginnt ein Erlass Friedrichs des Großen. An ihre Stelle traten dann „ die Servis - und Brotgelder , welche den zurückbleibenden Soldatenweibern und Kindern angedeihen“. Von diesen Frauen erhielten die, welche eigene Häuser oder Vermögen besaßen oder nicht in der Garnison blieben, gar nichts. Die, welche „ einige Nahrung trieben“, wenige oder keine Kinder hatten, sich aber doch nicht ganz ernähren konnten, bekamen monatlich sechs Groschen Servis und für jedes Kind vier Groschen Brotgeld. Die Frauen aber, die nichts als Handarbeit zu ihrem Unterhalt hatten und sich mit ihren Kindern nicht selbst ernähren konnten, erhielten monatlich sechs Groschen Servis und acht Groschen Brotgeld, außerdem für jedes Kind monatlich vier Groschen Brotgeld. Es war im Vergleich zu den heutigen Unterstützungen herzlich wenig. Was aber ein Kommentar von 1782 Jahren im Sinne des Königs dazu schreibt, sind auch für die Gegenwart goldene und beherzigenswerte
Worte : „Es muss den Soldaten immer zur Aufmunterung gereichen, dass die zurückbleibenden Seinigen doch nicht verlassen sein werden, und dem Bürger muss die Pflicht desto heiliger sein, auch dazu willig beizutragen, dass die Angehörigen der Verfechter und Verteidiger des Vaterlandes und seiner Güter doch einige Unterstützung zum notwendigen Lebensunterhalt empfangen!“
Copyright:Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 09.07.2019, nach Walther Specht