16-Der rote Hahn im Havelland
Das Wahrzeichen der Stadt Rathenow,
die Sankt-Marien-Andreas-Kirche,
brannte 1945 völlig ab
(Gemälde von Erika Guthjahr, Ehrenbürgerin der Stadt Rathenow)
(gemalt ca. 1980 , Original ist Eigentum des Förderkreises
und hängt in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche)
Es soll einige große Brände gegeben haben, wo die Rathenower mit ihrer Mildtätigkeit versuchten, die Not der Betroffenen zu lindern. Am 02.05.1840 sind in Kremmen 176 Häuser, 320 Ställe und zwei Drittel der Stadt in Schutt und Asche gelegt worden. Am 06.05.1840 brach ein Brand in Molkenberg aus. 21 Büdner (Kleinbauern) und 19 Tagelöhner wurden obdachlos und 50 Dienstboten wurden binnen einer halben Stunde ihrer sämtlichen Habe beraubt. Die Männer waren über Land zur Arbeit gegangen und die Frauen auf den Feldern. Im selben Monat wurde auch das Dorf Haage von einem Brand betroffen. Für die Betroffenen wurde natürlich sofort gesammelt. Dabei kamen in Rathenow für Kremmen 93 Taler (2790,00 €), für Haage 15 Taler (450,00 €) und für Molkenberg 83 Taler ( 2490,00 €) zusammen. Aber auch die Nachbarorte spendeten für Molkenberg Geld, um die gröbste Not zu lindern. So spendete Rhinow 40 Taler (1200,00 €), Vieritz und Bützer 21 Taler (630,00 €), Göttlin und Grütz 6 Taler (180,00 €), Nennhausen 4 Taler (120,00 €), Buckow und Steckelsdorf 20 Taler (600,00 €),Böhne 6 Taler (180,00 €), Schmetzdorf und Wudicke 14 Taler (420,00 €), Kamern und Wulkow 25 Taler (750,00 €) und Schönhausen 63 Taler (1890,00 €). Am 12. 09.1841 breitete der Rote Hahn seine glühenden Schwingen über Friesack aus und fraß 15 Wohnhäuser mit sämtlichen Nebengebäuden. Es entstand ein Schaden von 18.400 Talern (402.000,00 €). Am 14.12. 1841 gingen in Grütz sechs Ackerhöfe in Flammen auf und vernichteten alle Erntevorräte 13 Rinder und 30 Schafe. Hier gab Rhinow 12 Taler (360,00 €) an Soforthilfe, während Rathenow und andere Ort kaum etwas spendeten. Der Pastor Hildebrandt in Göttlin ließ daher seine Predigt, die er am 4. Advent 1841 in Grütz gehalten hatte,drucken und verkaufte sie, soweit er konnte. Er bat in seiner so genannten Brandpredigt um Spenden für die Brandopfer, denn er hatte als Freiheitskämpfer an der Katzbach, bei Jüterbog, bei Lingny und Belle Alliance schwere Verwundungen davon getragen und ein Kugel aus der letzten Schlacht trüge er immer noch in seiner Hüfte. Eine geradezu Welt bewegende Feuersbrunst ereignete sich am Himmelfahrtstage 1842 in Hamburg. Dabei wurden vom 5.- 8.5.1842 1800 Häuser und drei Kirchen eingeäschert. Der Schaden betrug 40 Millionen Mark. In der Nacht vom13. zum 14.10.1842 brannten in Nauen 19 Wohnhäuser und 52 Stallungen vollständig ab und 13 Wohnhäuser und fünf Ställe wurden beschädigt. 34 Familie wurden dadurch obdachlos. Am 11.02.1843 brannte es erneut in Grütz. Während sämtliche Wirte mit ihren Knechten eine halbe Stunden zum Fischen auf der Havel waren, brannten acht Ackerhöfe nieder. Ein armer Kossät (Pächter) , Vater von sechs Kindern, beklagte den Verlust von zwei Pferden, drei Ochsen und 30 Schafen. Ein anderer Kossät verlor zwei Ochsen und 21 Schafe. Überall, wo diese Nöte ausgebrochen waren, fanden sich in Rathenow und Umgebung Menschen, die mit Geld und Kleidung den Betroffenen halfen. Das größte Feuerinferno brachte der Zweite Weltkrieg über die Menschen von Rathenow. Auch das Wahrzeichen der Stadt Rathenow, die Sankt-Marien-Andreas-Kirche, wurde ein Opfer der Flammen.
Copyright: Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 10.07.2019, nach Walther Specht