Zum Gedenken an Erna Schaefer 17.06.2011
Erna Schaefer feierte am 27.03.2011 ihren 90. Geburtstag und wünschte sich statt Blumen und Geschenke eine Geldspende für den Wiederaufbau der neuen Schuke-Orgel in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche. Nun hat sie Gott am 17.06.2011 zu sich gerufen und die Familie wollte, dass in ihrem Sinne für die neuen Rautenfenster in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche gesammelt wird. Dabei sind 675,00 € zusammen gekommen. Am 04.07.2011 wurde sie zu Grabe getragen. Es war eine würdige Trauerfeier in der Auferstehungskirche in Rathenow. Pfarrer Andreas Buchholz zeichnete in seiner Trauerrede ein Lebensbild von Erna Schaefer nach, wie es von vielen Angehörigen und Freunden ebenso wahrgenommen wurde. Sie war eine fröhliche Frau, die auf die Menschen in freudiger Erwartung zugehen konnte. Pfarrer Buchholz begann seine Trauerfeier mit einem Wort von Dietrich Bonhoeffer, das sie geliebt hat:
Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
Und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Da war es neulich doch noch so schön, beim 90. Geburtstag. 90 Jahre, heute nicht ungewöhnlich. Und doch: Was für eine große Lebensspanne, was für eine große Lebenserfahrung, wie viele Wege gegangen, wie viele Straßen gefahren, wie viele Wind und wie viele Wellen erlebt. Weit spannt sich ihr Lebensbogen. Von der schönen Wohnung; nahe bei den Turmfalken bis nach Semlin zum Häuschen. Von der Ostsee bis zu den Alpen. Die schönste Frau am Strand, sagte der Strandkorbvermieter, die höchste Frau auf dem Berg im Schnee. Ihrem Mann ist sie gefolgt, hat für ihn gesorgt, hat die Familie versorgt, Kindern und Enkeln geholfen, Russisch gelernt für die Kinder damit sie bei den Hausaufgaben helfen konnte, Vorschootfrau auf den schnellen Segelboot, Teamkämpferin, Vorbereiterin, Nachbereiterin. Klagen, das war für sie wohl ein Fremdwort, auch wenn es schwer wurde, sie war aufrecht und stark. 90. Geburtstag gefeiert, den wollte sie noch erleben. Den hat sie noch erlebt und genossen und dann aber kein langes Krankenlager, keine Pflege rund um die Uhr. Abschied genommen und schließlich eingeschlafen, ruhig eingeschlafen. Nun auch ihrem Mann gefolgt. Diamantene Hochzeit hatten sie noch gefeiert. Wir sind beeindruckt, wir sind dankbar. Und wir sind beeindruckt vom liebevollen Einsatz der Kinder und Enkel. Ohne die Tochter, aber auch besonders ohne den Sohn wäre dies alles nicht möglich gewesen. Sie hätte mit Sicherheit nicht in der Wohnung bleiben können. Sie hätte vieles nicht so tun und erleben können, wie sie getan und erlebt hat.
Von guten Mächten wunderbar geborgen
Wie schön, wenn die guten Mächte in Form von lieben Menschen zu uns kommen und uns helfen. Sie selber war eine Helferin. Sie selber wollte eigentlich ihr Leben in den Dienst der Nächstenliebe stellen. Nachdem sie eine Lehre im Textilbereich abgeschlossen hatte, wandte sie sich der Medizin zu. Sie wurde Krankenschwester, aber nicht nur um eine Beruf zu erbgreifen, sondern um den Bedürftigen zu dienen. Irgendwie ganz anders als es heute so ist. Die jungen Leute müssen immer herausfinden, was zu ihnen passt. Machen Praktika und so weiter. Sie wollte helfen, für andere da sein. Kranken helfen. Und diesen Weg ist sie dann gegangen. Die Patienten haben sie geliebt und verehrt. Die Ärzte auch. Besonders der Eine. Aber sie hatte doch eigentlich ihre Lebensaufgabe gefunden. Aber der eine war hartnäckig und es entwickelt sich die große Liebe. Die große romantische Liebe. Aber zur großen Liebe des Lebens gehört mehr als Romantik. Dazu gehören der Neubeginn in der Lungenheilstätte Carolagrün und dann später der Neubeginn hier in Rathenow. Zur großen Liebe gehören Kinderschreien und Windeln wechseln und Koffer packen und überhaupt alles unter einen Hut bekommen. Und so waren sie beide, wiewohl in Unterschiedlichkeit, sich herzlich zugetan bis zum Lebensende.
Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag.
Erwarten, dieser Begriff passt glaube ich gut zu ihr. Ich glaube, sie war ein Mensch voll freudiger Erwartung.
Das zeichnet diese starke Persönlichkeiten, diese starke Persönlichkeit aus. Sie erwarten nicht alles von sich, nicht alles von den anderen. Sie erwarten alles von Gott. Weil er doch alles gibt, kann sich alles andere fügen. Deshalb kann ich auch selber vieles tun, nicht weil ich so stark und so toll bin, sondern, weil auch ich ein bisschen mittun kann bei seinem Werk. Sie hatte ein überaus aktives Leben, wiewohl sie selber nicht viel von sich reden machte.
Pfarrer Andreas Buchholz
Da tut es gut, auch die letzten Strophen des Bonhoeffer-Lieder zu hören:
Doch willst du uns noch einmal Freunde schenken.
1. Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben,
und mit euch gehen in ein neues Jahr.
Ref: Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
2. Noch will das Alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach, Herr, gib unsern aufgescheuchten Seelen
das Heil, für das Du uns bereitet hast.
Ref: Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag
3. Und reichst Du uns den schweren Kelch, den bittern
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus Deiner guten und geliebten Hand.
Ref. Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag
4. Doch willst Du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann wolln wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört Dir unser Leben ganz.
Ref. Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag
5. Lass warm und still die Kerze heute flammen,
die Du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, Dein Licht scheint in der Nacht.
Ref. Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag
6. Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so lass uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all Deiner Kinder hohen Lobgesang.
Ref. Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag
Wir sind noch auf dem Weg und haben unsere Aufgaben. Diese Aufgaben wollen wir ernst nehmen und dankbar für das Gute sein, das Gott uns erleben lässt.
Zwei Sachen zum Schluss: Einen Tag nach der Verlobungsfeier vor vielen Jahren ist sie gestorben. Vielleicht ein Zeichen der besonderen Verbindung zwischen den beiden Eheleuten. Heute an ihrem Beerdigungstag sollen die nächsten Bauarbeiten an der St. Marien-Andreas Kirche beginnen. Diese Kirche lag ihr auch sehr am Herzen und sie hat sich dafür ein eingesetzt.
Was bleibt:
Der Dank für diese Frau, für diesen wunderbaren Menschen. Amen
Copyright: Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 17.06.2011