39-Landin
39. Zwei Simson-Mopeds aus Landin erobern die Welt
Alte Brücke in Mostar (Bosnien und Herzegowina)
Thomas Müller fährt ein BMW-Motorrad und hat mit seiner Frau schon viele lange Motorradtouren unternommen. Als er nach Landin kam, lernte er Guido Gregor kennen, der immer so von seinem Simson-Moped schwärmte. Devin Müller, der Sohn von Thomas Müller, ist technisch begabt und wollte unbedingt alles über Motoren lernen. Da sagte Guido Gregor: „Na der kann doch mal mein altes Simson-Moped auseinanderbauen. Ich muss das sowieso mal durchkucken und da kann er gleich was lernen.“ Devin Müller ist Maschinenbauingenieur und sagte zu seinem Vater: „Ich muss mal was Praktisches machen.“ Der Motor der alten Sim war kaputt und so schraubte Devin Müller am Heiligen Osterfest 2019 alles auseinander. Der Vater und Guido Gregor halfen etwas mit. Und so wurde jedes Teil gesäubert und Devin Müller setzte alles wieder ordentlich zusammen. Und siehe da, welch Wunder. Die alte „Sim“ schnurrte wieder wie ein Bienchen. Thomas Müller war von diesem Moped begeistert. Diese Einfachheit der Konstruktion, und es fuhr trotzdem. Und man kann alles selbst reparieren. Nun fragten die drei im Dorf herum: “Hat nicht jemand noch Ersatzteile von einem alten Simson-Moped?“ In der DDR mit ihrer Mangelwirtschaft war derjenige König, der immer Ersatzteile auf Lager hatte, weil die auch als Mangelware galten und nicht immer zur Hand waren, wenn man sie brauchte. Michael Gnad sagte, ich habe oben in der Scheune noch Teile liegen. Da könnt ihr mal nachkucken. Guido Gregor und Thomas Müller bauten aus den Ersatzteilen ein neues Simson-Moped zusammen. Alle Teile wurden sandgestrahlt und grün lackiert und so hatten sie im Juli 2019 zwei Simson-Mopeds zur Verfügung. Thomas Müller hatte mit seiner Frau schon weite Reisen mit seinem BMW-Motorrad gemacht und da kam ihm die Idee, man könnte doch mit den Simson-Mopeds auch mal eine weitere Tour machen. Guido Gregor war einverstanden und so machten sich die beiden Männer mit ihren Simson-Mopeds aus Landin am 10.09.2019 auf den Weg nach Berlin, wo sie den Autozug bestiegen und die ganze Nacht bis nach Wien durchfuhren. Von Wien ging es über Slowenien an die kroatische Küste. Sie fuhren die Küste entlang bis nach Split. Dann fuhren sie weiter durch Bosnien Herzegowina nach Mostar. Die Folgen des Krieges sind immer noch zu sehen. Es hat im letzten Krieg jeder jeden umgebracht. Nach diesem Leid wollten alle nur Frieden. In Mostar kann man sehen wie die russisch-orthodoxen Christen, die Katholiken, die Mohammedaner und die Juden friedlich zusammenleben. Sie besuchten auch ein Euthanasiemuseum. Dann fuhren die beiden durch Bosnien nach Banja Luka. Und dann ging es schon wieder zurück nach Landin. Im Durchschnitt fuhren sie 35 km pro Stunde und es war herrlich die Landschaft zu genießen, denn bei dieser Geschwindigkeit hat man auch Zeit nach rechts und links zu schauen. Die Rücktour ging wieder über Wien, dann aber nach Prag und von dort zurück nach Deutschland. Thomas Müller und Guido Gregor benutzen auf der Rückfahrt keinen Reisezug. Sie fuhren die ganze Strecke mit ihren Simson-Mopeds. Es war grandios. Durch Whats-Apps und kleine Filmepisoden waren viele Bewohner von Landin immer informiert und so etwas schmiedet ein Dorf auch zusammen.
Am 21.09.2019 kamen die beiden Simson-Weltenbummler wieder glücklich in Landin an. In den 11 Tagen hatten sie mit ihren Simson-Mopeds 2300 km zurückgelegt. Das war schon eine Leistung.
© Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 01.05.2020.