4-Landin
4. Die versunkene Kutsche im Landiner See
Die Sage berichtet, dass auf dem Hohen Rott früher ein Riese lebte und auf dem Rütscheberg ein Riesenfräulein. Zwischen den Hügeln befand sich ein Sumpf, der immer einen großen Umweg erforderlich machte, wenn sich die beiden, die sich sehr lieb hatten, sehen wollten. Das Riesenfräulein kam deshalb auf die Idee, ihre Schürze mit Erde zu füllen und die Erde in das Luch zu werfen. So war beiden geholfen. Wenn der Riese mit einem Bein auf dem Hügel trat, war er mit dem anderen Bein bei seiner Geliebten. Wo das Riesenfräulein den Sand entfernte, befindet sich heute der Landiner See. Jeder Pfarrer auf dem Dorf hatte in früheren Zeiten einen Acker, den er selbst bewirtschaften musste. Als ein Pfarrer mit seiner jungen Frau neu in Landin war, säte er auf dem Pastorenacker Weizen aus und ging jeden Tag, um nachzuschauen, ob die Weizensaat schon aufgegangen waren. Aber es braucht alles seine Zeit und meistens kam er unverrichteter Dinge vom Feld heim. Die Bauern in Landin bemerkten natürlich, was da vorging. Ein Bauer sagte ihm deshalb am Sonntag nach dem Gottesdienst:
“ Herr Pastor den Weiten mütt Se nich alle Dage bekieken, de wasst van alleen.“ Früher waren die Pastoren ja mit Pferd und Wagen unterwegs. Die Pfarrer hatten auch damals schon mehrere Dörfer zu versorgen. Als er einmal in Haage predigte, geriet er am Abend bei der Heimfahrt nach Landin in ein fürchterliches Gewitter. Er konnte in seiner Pferdekutsche nicht die Hand vor Augen sehen. Durch den krachenden Donner scheuten die Pferde und das Gefährt kam in wilder Fahrt vom Wege ab. Der Pastor konnte seine Kutsche nicht mehr lenken und fuhr direkt in den Landiner See, wo er mit Mann und Maus im Moor versank. An der Stelle, wo der Pastor mit seiner Kutsche verunglückte, soll der See auch heute nicht zufrieren. Deshalb nennt man die Stelle noch immer „Das Pastorenloch.“
© Dr. Heinz-Walter Knackmuß 01.06.2017