37. Die Steckelsdorfer Windmühlen von Günter Thonke am 06.04.2011
Die Steckelsdorfer Windmühlen. Nach dem Mahlsand bei Ebelgünde waren die Füsse geschwollen und die auch die Schuhe und der Steckelsdorfer See lud zu einem Fußbad, ehe er im Dorf noch einen Großonkel, der eine Gastwirtschaft betrieb, im vorübergehen aufsuchen wollte. Es reizte den Weg über den kahlen Mühlenberg zu wählen und sich der flottdrehenden Flügel der Windmühle zu erfreuen. Oben angekommen sah der Meister aus der Luke und Spötter meinten dann, er mahle mit dem Hintern! Fiete begrüßte ihn höflich mit „Meister Müller“. Als Antwort grantelte der: „Ich bin nicht Meister Müller, - ich bin der Müllermeister Schmied.“ Der Wanderer entschuldigte sich, doch der Choleriker atmete erregt und hastig. Sein Asthma hatte ihn wieder, denn alle Stäube vom Mehl bis zur Blüte setzten ihm zu und nun noch dieser fremde Mann der weiter fragte, ob er an Feiertagen nicht dem Wind und der Mühle Ruhe geben wolle.
„Ihres Nachbars Mühle hat nur zwei Flügel und die ruhen sich aus!“
Na, da hat er gerade auf das Schlimme getroffen gehabt.
Wie es Hund und Katze gibt, waren es hier im Dorfe der witte Müller fürs helle Mehl, der Swarte fürs Schrot. „ Sie werden wegen ihrer vielen Taler nicht in den Schlaf kommen und am Ende lachen nur ihre Erben“.. „Mine Fru is tot un de Döchter sind uttohlt!“
„ Ihnen bleiben die Räuber und Schuldner, passen sie gut auf!“
„Verschwinden sie, Fremdling, dat geiht si allens nichts an!“
„Gönnen sie dem Wind doch seine Ruhe, - sonst rächt sich dessen großer Bruder der Sturm!“ - „Der Wind von gestern mahlt nicht!“
Ein wütendes Schimpfen verfolgte ihn den Berg hinunter ins Dorf. Im „Krug zur Linde“ begrüßte ihn der Großonkel.
Wann traf man sich schon, - meist nur noch auf Beerdigungen. Wurde bei schlechtem Wetter gestorben hieß es, „bin selber krank.“ Ging es jedem erträglich, fühlte sich keiner zur Fürsorge verpflichtet. Der Neffe wurde zum Mittag gebeten nach der Devise: „Gieße Wasser zur Suppe und heiße die Gäste willkommen!“
Ein Gast im Raume genoss seine Kurzen und Langen. Es war der schwarze Müller, der für das Schrot. Als von seiner Begegnung auf dem Mühlenberg sprach, schlugen sich alle die Schenkel , lachten sich fast tot und hatten Tränen in den Augen. „Der kann Tag und Nacht mahlen, hat den Sack voll, aber keine Luft! Nimmt nichts mit in die Kiste und wenn die letzten Taler alle sind, verziehen sich die Luftikusse von Schwiegersöhne! -
Wie gewonnen, so zerronnen!
Ich habe genug Luft, lege meine Mäuse in der Wirtschaft zu hohen Prozenten hier an und spüle den täglichen Staub weg. Ich bin zufrieden mit mir und dem Wind, der Pausen macht und wiederkommt. Meine zwei Flügel am Bock tun es auch und in meinem Tempo!“
Copyright: Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 06.04.2011