48. Von Privatbanken zu großen Instituten von Günter Thonke am 06.04.2011
Bankgeschichte
Die Banken betreiben gewerbsmäßig den Zahlungs-, Kredit – und Kapitalverkehr. Die Bänke früherer Geldwechsler werden ja schon in der Bibel erwähnt. Das Wechseln und Verleihen wurde durch Privatpersonen getätigt und als bekannteste nennen wir die Fugger und Welser sowie die Rothschilds. Auch Könige versuchten sich im Fernhandels- und Bankgeschäft. Mit der Industrialisierung wurde nach neuen Wegen der Finanzierung gesucht. Dabei blieben die Handwerksbetriebe und ähnliche Produzenten oft außen vor und ein sich gegenseitig stützender Genossenschaftsgedanke suchte nach Machbarkeit. Herrmann Schulze-Delitzsch, ein Wirtschaftspoli- tiker (1808-1883) gründete in Delitzsch den ersten Vorschussverein und dem Genossenschaftswesen.
Eine Genossenschaft ist ein Verein mit einer nicht geschlossenen Mitgliederschaft und einer Mindest -mitgliederzahl von sieben Personen. Sie soll der Förderung und dem Erwerbsleben der Mitglieder in einem gegenseitigen Helfen dienen, wie dem vermitteln von Krediten und kurzfristigen Betriebsdarlehen. .Auch bei der Beschaffung günstiger Konditionen für Rohstoffe durch Wareneinkaufsvereinigungen durch Ausschaltung des Großhandels, gemeinsamer Maschinennutzung, Bau- und Wohnungsgenossenschaften, Konsumvereinen und auch Gemeinsamkeiten des Absatzes wie bei den Molkereien zum Beispiel.
Rechtsfähig wurden Genossenschaften durch Eintragung beim Amtsgericht als e.G.
Das Gesetz unterscheidet drei Arten:
1. E.G mit unbeschränkter Haftpflicht : Die Mitglieder haften der Genossenschaft und den Gläubigern unbeschränkt.
2. E.G mit beschränkter Haftpflicht:
Die Mitglieder haften nur mit bestimmter Haftsumme = mindestens Geschäftsanteil
3. die wenig praktizierte G. mit unbeschränkter Nachschusspflicht:
die Mitglieder haften zwar den Gläubigern nicht, aber der G. mit unbeschränkter Nachschusspflicht.
Kommen wir zur hiesigen Situation um 1880 in Rathenow..
Die unternehmenden Bürger suchten für ihre Geldgeschäfte nach einer gegenseitigen Absicherung.
So gründeten 20 Personen am 21 Oktober1882 in einem Raum über der „Neustädtischen Apotheke“, die damals am Paradeplatz lag, den „Westhavelländischen Kreditverein“, der am 1.Oktober seine Tätigkeit begann. Im Jahr darauf 1883 zog man zur Fabrikenstrasse 6 um , um der Expansion Raum zu schaffen.. Die Zahl der Mitglieder wuchs, einige wurden nicht aufgenommen, weil sie säumig bei der Eintrittsgebühr waren, einem Antragsteller empfahl man erst seine Bindung an den Bankverein zu lösen, aber nach der Umwandlung in eine Genossenschaft mit beschränkter Haftung,
zu der auch vom Staat eine gesetzliche Grundlage bezüglich der Statuten geschaffen worden war, wurde auch Mitgliedern die „Rote Karte“ unter Berufung auf den § 8 gezeigt. Danach wurde Mitglieder beim Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte, bei einem Beitragsrückstand über ein Jahr, bei der Zwangsvollstreckung eine gewährten darlehens und bei einer Mitgliedschaft in einer gleichartigen Genossenschaft ausgeschlossen. Die in der Zeit bis zu 40 Mitglieder setzten sich aus allen Bevölkerungsschichten zusammen, so sie kreditwürdig erschienen. Anfangs hatten fast ein Drittel der Mitglieder eine Funktion im Vorstand und Aufsichtsrat, was dazu beitrug, die Standorte in deren Häusern zu wechseln, weil einige ihre persönlichen Interessen wahrten. So wurde der Paradeplatz 4 beim Buchdrucker Babenzien das nächste Domizil ab 1901, wo erstmals eine einbruchssichere und feuersichere Stahlkammer zur Verfügung stand.und deren zusätzliche Sicherung durch das Legen einer elektrischen Leitung zum Schlafzimmer des Kassenrendanten mit einem Läutewerk unternommen wurde durch Beschluss vom 11.7.1893. In all diesen Jahren waren Im Vorstand und Aufsichtsrat die Herren Gloß, Borchardt, Haase, Voigt, Max Babenzien, Bierhals, Geue, Klewitz, Krüger, Müller und Drinkow oft erwähnt.Doch es gab unter ihnen auch Meinungsverschiedenheiten, wo der Stadtrat und Buchdruckermeister A.Haase um seine Entlassung zum Jahresende 1893 bat, als man dem Verband der „Centralen Kreditgenossenschaften zu Hannover“ beitreten wollte, was am 14.9.1893 beschlossen wurde vorbehaltlich der Zustimmung der Generalversammlung. 1903 änderte der „Westhavelländische Kreditverein“ seinen Firmennamen in „Westhavelländische Vereinsbank“ den sie bis 1939 beibehalten konnte. Einen neuen Sitz hatte die Bank von 1910 bis 1919 im Hause Wienkoop in der Berlinerstasse 16 gehabt, ehe sie ein eigenes Grundstück in der damaligen Dunckerstrasse 2 erwarb, welches nur das Institut, den Bankdirektor Wolf, den Bankbeamten Lenz , den Bankboten Nennhaus und einen Hausmeister 1925 beherbergte. An Banken gab es 1913 den Bankverein am Zietenplatz 5, Den Privatbanker Benno Lazarus, Berlinerstrasse 10 und die Westhavelländische Vereinsbank in der Berlinerstrasse 16.. Im Jahre 1925 gibt es
Das Bankgeschäft Braumann in der Dunckerstrasse 21,
das Bankgeschäft Veith & Co KG Dunckerstrasse 19,
die Commerz-& Privatbank ,Dunckerstrasse31,
den Bankverein am Ziethenplatz 5 und
unsere Vereinsbank.
Im Adressbuch von 1939 finden wir
eine Filiale der Beamten Spar-& Darlehnskasse aus Stendal in der Brandenburgerstrasse 27,
die Commerz-& Privatbank in der Dunckerstrasse 31,
die Dresdener Bankfiliale(einst Bankverein) am Zietenplatz 5,
die Kreissparkasse im Kreishaus,
die Landbank in der Steinstrasse 3-4,
die Stadt-Sparkasse (einst Braumann) in der Dunckerstrasse 21
und uns als Volksbank am alten Ort.
Unser Haus , heute als Berlinerstrasse 11, wurde ein Opfer der Kampftage 1945. Seine Neo-Renaiscance-Fassade mit der Freitreppe war dahin, die durch einen östlichen stilgerechten Anbau aber nicht mehr mittig lag. 1890 wohnte hier der Fabrikant Paul Nitsche, 1907 der Amtmann Spiesske. Zu den drei Mietern gehörte der Stabsveterinär Bruno Reimann, und 1914 der Regimentskommandeur von Baumbach. Es wurde bei der Firma Knappe, Getreidegroßhandel am Schleusenplatz bis zum Wiederaufbau des Hauses in der Dunckerstrasse Quartier bezogen.
Von 1939 bis zur Währungsreform 1948 waren wir also die „Volksbank eGmbh, danach nannte wir uns im Register „Bank für Handel und Gewerbe“, der sich als genossenschaftliche Banken die aus Rhinow und Premnitz 1960/61 als Nebenstellen anschlossen. Obwohl gemeinsam stärker, wehte der Wind aus einer anderen Richtung. Die Perspektive im Handwerk und Gewerbe sah bis 1971 sehr trübe aus. Es gab keine neuen Betriebsgründungen, die Halbstaatlichen Betriebe mussten zur Staatsbank, sodass dem Hause das Ende als Bank drohte und sie sich nach 1974 nur „Genossenschaftskasse für Handwerk und Gewerbe“ nannte.
Im Mai 1990 wurde die Umfirmierung in freier und geheimer Wahl durch die Mitglieder in
„Volksbank Rathenow e.G.“
beschlossen und in gleicher Weise der Aufsichtsrat gewählt. Mit der Raiffeisenbank –Rathenow –Nennhausen stellen wir uns vereint den Mitgliedern nach der Bilanz vom 31.12.1991.
Diese Entwicklungen gingen weiter. Schollene und Schönhausen kamen zu uns.
Alle Strukturen unterliegen einem ständigen rasanten Wandel in allen Branchen. Als Personengesellschaft unterliegen wir nicht dem Handeln der Kapitalgesellschaften. Solange wir unsere Unabhängigkeit bewahren entsprechen des Statutes, kann uns Brüssel nicht mit öffnenden Forderungen kommen.
Und das walte Hugo ! Und wir als Bürger!
Copyright: Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 06.04.2011