59. Ein alter Mann von Günter Thonke am 25.10.2015
Ein alter Mann
von Günter Thonke
(25.10.2015)
Ein alter Mann ist stets ein fremder Mann,
der spricht von längst vergangenen Zeiten,
von Toten und verschollenen Begebenheiten!
Wir denken: „Was geht uns das an!“-
Der war einst zugereist aus anderen Landen,
sang anders oft, als es wir schön empfanden.
Sein Geist tickte anders, als alle Säfte rannen,-
denkt nun an die Geliebten noch,
wenn die schon längst von dannen!
Fürwahr, er war kein Held, der alte Mann, -
so alt, dass uns schon Welten trennen, -
Erfahrungen nutzen dann und wann,
aber uns verjährt erscheinen dann. -
Wir starteten in ein eignes Rennen
und fingen gern von vorne an!
Der alte Mann von irgendwo,
dem Heimat fehlte, wo die Seinen waren, -
hatte mit dem Sprechen ein fremd` Gebaren, -
doch wenn wir alt und hoch bei Jahren, -
dann sind wir fremd und ebenso!
So kam auch jeder einst vom Adebar,
bis er die Mutter froh erkannte.
Ein Vater war oft selten da,
dass man sich Freunde suchte im Lande.
Mit denen quatscht und klönt man rum,
als Schüler stellte sich sogar dumm,
dass Lehrer sagten feierlich:
„ Kurzum, mein Kind, du weißt es nicht!“
Gelernt daraus und im Berufe,
wusste man mehr zu dem Behufe, -
rauchte nach Feierabend gern Zigarre, -
denkt an wieso und an wie ferne -
und wie sie läuft, die Karre!
Mal wählt man schwarz, mal gelb, mal rot -
und ist oft am nächsten Tag schon tot!
Ich aber nicht, so denkt da jeder!
Immerhin hat man noch einiges im Sinn!
Ich bin, ich werde, war gewesen, -
so hatte man sich es erlesen!
In vielen Büchern auf der Kommode,
zum erfahren, was kommt nach dem Tode?
Vom Glauben und den Philosophen,
verwirrt, gefestigt und geirrt, -
gelesen habe ich es schier -
und nun aber hinter mir!
Zentnerweise Altpapier von alten Weisen,
legt man nun zum alten Eisen
und denkt im Stillen innerlich:
Nun weißt du es,- dass du es nicht weißt!
“ Machtlos wird von dir erkannt, -
gleich wo du gewandelt im Erdenland!
So war es bei den sieben Schwaben,
deren Karre auch im Graben,
die aber „Bahnhof“ gut verstehen,
wie Berliner es am „Fluchplatz“ sehen!
Hamburgs Oper Irrenhaus, -
oft will man rein und dann bald raus!