9-Landin.Der Fluch über das Kloster am Rütscheberg am 01.11.2017
9-Der Fluch über das Kloster auf dem Rütscheberg
In der Nähe des kleinen Dorfes Landin im Havelland soll im frühen Mittelalter ein Kloster auf dem Rütscheberg gestanden haben. Es lebten darin aber keine frommen Mönche, die ihrem Tagwerk nachgingen oder den Armen und Kranken halfen, sondern eine verlotterte Mörderbande, die nur darauf aus war unter dem Heiligenschein der Kirche die Menschen auszuplündern und zu betrügen. Der Bischof von Brandenburg, dem die Aufsicht über das Kloster oblag, war weit weg und kümmerte sich nicht um die verkommenen Brüder auf dem Rütscheberg. Wenn ein neuer Mönch sich doch einmal zum Christentum und zur Barmherzigkeit bekennen wollte und Gottes Wort in diesem Kloster suchte, wurde er einfach umgebracht und eine scheinheilige Trauerfeier inszeniert. Den Bewohnern der Dörfer spielten sie eine Rolle von frommen Eiferern vor. In Wirklichkeit waren sie aber nur auf ihre Laster bedacht. In Landin lebte einmal ein sehr schönes Mädchen, dass einem Jäger versprochen war und die beiden liebten sich herzlich. Das Mädchen lebte mit ihrem kranken Vater zusammen und umsorgte ihn aufopferungsvoll Tag und Nacht. Der Jäger kam jeden Tag in das Haus der Familie und unterstütze seine Geliebte in der Hauswirtschaft nach Kräften. Als der Jäger mehrere Tage in einem anderen Gebiet arbeiten musste, kamen die Mönche vom Rütscheberg in das Haus und suchten unter Vorspiegelung der Hilfe für den Vater mit Beten und Handauflegen seine Leiden zu lindern. Dabei logen sie dem Vater vor, dass der Jäger eine andere Geliebte hätte und er seine Tochter unbedingt ins Kloster geben sollte, damit sie ihn gesund pflegen könnten und durch dieses Opfer dem Vater die ewige Seligkeit zuteilwerde. Das schöne Mädchen glaubte nicht an die Untreue ihres Bräutigams und wehrte sich verzweifelt. Alles Weinen und Beten half nichts. Der kranke Vater bestimmte, dass sie mit den argen Brüdern mitgehen musste. Die Brüder vergewaltigten sie und als sie ihre überdrüssig waren, erdrosselten sie sie und versenkten ihre Leiche mit Steinen beschwert im See. Ein Schäfer hatte sie dabei beobachtet und berichtete es dem Jäger, der wutschnaubend vor das Kloster zog und Rache nehmen wollten. Aber die verbrecherischen Brüder verhöhnten ihn nur von ihren sicheren Mauern, sodass er letztendlich auch den Tod im See suchte, um mit seiner Geliebten wenigsten im Tode vereint zu sein. Ehe er sich im See ertränkte, sprach er noch einen Fluch über die Mönche und das gottlose Kloster. Gottes Mühlen mahlen langsam, aber sehr fein. So kam es denn, dass nach und nach keine neuen Mönche in das Kloster kamen. Es verfiel mit der Zeit und zum Schluss entzündete ein Blitz das ganze Kloster bei einem fürchterlichen Unwetter mit Gewitter und Sturm. Es brannte alles nieder. Die Mönche, die den Flammen entkommen wollten, wurden von der wilden Jagd vor den Toren empfangen und erhielten ihre gerechte Strafe. Auch dem unbarmherzigen Vater war kein Glück beschert. Er musste nach seinem Tode ruhelos durch die Ruinen des Klosters und durch sein Heimatdorf Landin wandeln. Viele Menschen in Landin wurden von ihm als Gespenst, seinen Kopf unter dem Arm tragend, erschreckt. Endlich hat er durch den Geist seiner Tochter Vergebung erhalten und wurde von dem Umherwandeln erlöst. Von dem Kloster ist nicht ein Stein mehr geblieben. So hat sich der Fluch des Jägers auf furchtbare Weise erfüllt.
© Dr. Heinz-Walter Knackmuss 01.11.2017