12-Landin-Die Freiwillige Feuerwehr von Landin am 01.02.2018
Die freiwillige Feuerwehr von Landin
Versammlung der Freiwilligen Feuerwehr am 15.09.1959
im Gastzimmer der Gaststätte Muchow
Die freiwillige Feuerwehr in Landin war eine wichtige Einrichtung, denn Brände gab es immer mal und da war es gut, wenn es auch Menschen gab, die dem Brand Einhalt geboten. 1959 waren nur Männer in der Feuerwehr. Frauen waren selbstverständlich auch zugelassen, aber es war eine Ausnahme und etwas ganz Extraordinäres, wenn eine Frau in der Freiwilligen Feuerwehr war. So traf sich alle Monate eine reine Männergesellschaft in der Gasstätte Muchow in Landin und besprach, was so zu bereden war. Es kamen neue Hinweise des Kreisbrandmeisters aus Rathenow. Es wurden die Termine für Übungen vereinbart und die letzten Brandkatastrophen im Kreis Rathenow ausgewertet. Dazu gab es reichlich Bier und manchmal auch einen kleinen Schnaps und nach dem offiziellen Teil wurde Skat gespielt. Es waren fast alle Männer in der Landiner Freiwilligen Feuerwehr. Ein Höhepunkt im Jahr war der Feuerwehrball, bei dem natürlich auch die Familien dazukamen. Die Feuerwehrleute konnten auch Freunde und Verwandte einladen und so war meist das ganze Dorf versammelt. Es wurde der neuste Dorfklatsch besprochen und es war ein Informationsaustausch, wie er sonst kaum möglich war. Für die Kinder begann der Feuerwehrball schon am Nachmittag mit dem Kindertanz. Wenn die Kinder dann ins Bett gebracht waren, ging der Tanz für die Feuerwehrleute und ihre Frauen und Freundinnen weiter. Manche Kinder durften auch bis um zehn Uhr abends dabei sein und wurden von allen beneidet, die früher nach Hause mussten. Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) war der Feuerwehrball das einzige gesellschaftliche Ereignis des Jahres im Dorf. Erst viel später kamen die Feiern zum 1. Mai wieder. Die Feuerwehr war notwendig und verfolgte keine politischen Ziele. Das war für die kommunistische Regierung wichtig und sie konnte beruhigt und frei von Kontroll- und Aufsichtszwängen solche Tanzveranstaltungen zulassen. Im Anfang wurde bei Bränden die Glocke in der Landiner Dorfkirche geläutet, aber als man sich von den Kriegsfolgen etwas erholt hatte, wurde eine Sirene angebracht, die dann die Feuerwehrleute alarmierte, wenn es brannte. Jeder ließ seine gerade begonnene Arbeit stehen und liegen und rannte zum Spritzenhaus, wo dann so schnell wie möglich das Feuerwehrauto zum Brandort fuhr und das Feuer löschte. Es gab manchmal auch Brandstifter, die immer zuerst an Ort und Stelle waren und dann fleißig mitlöschten. Wenn so ein Brandstifter unterwegs war und Strohmieten in Brand setzte, war das schlimm für die Menschen und sie waren froh, wenn er überführt werden konnte und der „Rote Hahn“ nicht mehr in den Dörfern wütete. Es war für die jungen Männer eine schöne Zeit und bei den Feuerwehrbällen hat mancher seine Liebste fürs Leben gefunden.
© Dr. Heinz-Walter Knackmuß 01.02.2018