18-Landin-Die Jubiläumsfeier eines Straßenbahnführers am 01.08.2018
Die Jubiläumsfeier eines Straßenbahnführers
Arnold Brunow
Arnold Emil Gustav Brunow war Straßenbahnführer in Berlin und arbeitete gern in der kaiserlichen Residenz Deutschlands. Seine Frau, Anna Pauline Luise Brunow, war die Tochter des Gastwirtes Ferdinand Muchow in Landin. Die kleine Familie wohnte in der Holzmarktstraße 10 in der Nähe des Alexanderplatzes in Berlin. Die Straßenbahnen waren das wichtigste Verkehrsmittel in Berlin. Arnold Brunow kannte noch die Pferdebahn, die vom Brandenburger Tor nach Charlottenburg fuhr. Die Berliner, spottlustig wie immer, sangen dazu. „Jetzt fahr´n wa so jemütlich uff de Ferdebahn. Det eene Ferd det zieht nich, det andere det is lahm. Der Kutscher is besoffen, die Ferde woll´n nich jehn. Alle fünf Minuten bleibt die Kutsche stehn.“ 1881 wurde dann die erste elektrische Straßenbahn in Berlin eröffnet und das elektrische Netz kontinuierlich ausgebaut. Die Berliner nannten die Straßenbahn kurz „Die Elektrische.“ Arnold Brunow fuhr kreuz und quer durch Berlin und kutschierte seine Fahrgäste zu allen Zielen, die die Straßenbahn ansteuerte. Besonders stolz war er darauf, dass auch die Kaiserliche Familie einmal eine Jubiläumsfahrt mit seiner Straßenbahn machte.
Deutsches Kaiserhaus
Arnold Brunow war ein sehr zuverlässiger Straßenbahnführer und am 15.7.1905 hatte ihm sein Betrieb eine vergoldete Uhr geschenkt, auf deren Rückseite folgende Worte eingraviert waren: Anerkennung mehrjähriger Dienstzeit für den Fahrer Arnold Brunow Berlin 15.7.1905 Grosse Berliner Strassenbahn. Er war natürlich stolz auf diese Auszeichnung und fuhr nun noch pünktlicher ab, denn die Uhr ging sehr genau. Er hatte sie auch immer bei sich und legte sie nur ab, wenn er in sein Nachtgewand schlüpfte.
Vergoldete Taschenuhr
Für die Ausgezeichneten gab es einen Empfang durch den Betrieb mit einem Festdiner. Die Ehefrauen waren auch dazu eingeladen worden. Man hatte sich prächtig herausgeputzt zu diesem Empfang und allen Schmuck angelegt, den man besaß. Die Feier war auch deswegen in bleibender Erinnerung bei der Familie, weil die Auszeichnung Seine Königliche Hoheit Prinz Eitel Friedrich von Preussen und seine Braut Sophie Charlotte von Oldenburg vornahmen, deren Heirat 1906 anstand. Der Prinz überreicht persönlich die Taschenuhr an Arnold Brunow.
Prinz Eitel Friedrich von Preussen
mit seiner Braut
Berlin hatte damals schon den Glanz einer Metropole, denn das Kaiserhaus brachte Paraden und Glamour in die Stadt. Auch gab es alle Nase lang fürstlichen Besuch aus ganz Deutschland und den Monarchien Europas. Als seine kleine Tochter Hertha geboren wurde, versäumte die Familie keine Parade des Kaisers und Hertha wurde hochgehoben, damit sie den Kaiser gut sehen konnte. Das hinderte den Straßenbahnführer und seine Frau aber nicht daran, so oft es ging, nach Landin zu kommen. Es war doch die Heimat geblieben. Wo die Schwiegereltern und die Geschwister seiner Frau wohnten, war eben auch der Mittelpunkt der kleinen Familie. Neben der Auszeichnung durch den Berliner Straßenbahnbetrieb gab es eine kleine Nachfeier im Familienkreis in Landin, wo die einjährige Tochter Hertha zur Freude des Großvaters Ferdinand auch dabei war.
© Dr. Heinz-Walter Knackmuß 01.08.2018