41-Landin-Die Mewes in Landin am 01.07.2020
41. Die Mewes in Landin
Es gab vier Familien Mewes in Landin, die angeblich nicht miteinander verwandt waren, aber wer weiß das schon so genau?
1. Mewes in der Steinstraße 15
Seit 200 Jahre haben die Mewes den Bauernhof in der Steinstraße 15 bewirtschaftet. Die Familienchronik geht bis auf das Jahr 1690 zurück. Ferdinand Mewes hat 1879 das Haus neu gebaut. Dabei musste er sich so hoch verschulden. Er glaubte nicht daran, die Summe jemals zurückzahlen zu können und er gab den Hof schon verloren. Aber 1920 waren dann die letzten Schulden getilgt und sein Sohn Ernst Mewes und seine Frau Pauline Mewes, geborene Kolpreck, bewirtschafteten die nicht so ertragreichen Ackerflächen so gut sie konnten. Kurt Mewes und seine Frau Annemarie Mewes, geborene Friedrich (*31.10.1916 - † 05.02.2013) waren die letzten Bauern, die den Hof richtig bewirtschafteten. Ihre beiden Töchter gingen in andere Berufe und in der DDR (Ostdeutschland von 1945 -1990) mussten ja Acker und Vieh sowieso in eine Genossenschaft eingebracht werden.
2. Mewes in der Steinstr. 16
Anna und Wilhelm Mewes hatten einen reichen Bauernhof mit gutem Acker. Es gab unter den Nachbarn schon immer gegenseitige Hilfe. Als der Backofen bei den Mewes in der Steinstraße 15 kaputt gegangen war, sprangen Anna und Wilhelm sofort ein und erlaubten, dass Annemarie Mewes alle 14 Tage das Brot und manchmal auch ihren Kuchen bei ihr backen konnte. Die Nachbarskinder spielten immer zusammen und waren natürlich überall dabei. Anna Mewes schälte Äpfel für einen Apfelkuchen und die Kinder wollten gern auch einen Apfel aus dem großen Erntekorb essen, aber Anna gab nichts her. Sie saß auf ihren Äpfeln und prahlte auch gern mit ihrem Reichtum. Ihr Mann Wilhelm starb 1943 an Magenkrebs und nun hatte Anna ihre drei Töchter Maria, Hilde und Lucie allein zu erziehen. Lucie Mewes heiratete Bernhard Siegmund und als ihre Tochter Irmgard am 19.12.1946 geboren wurde, erzählten die Nachbarn ihren Kindern, dass Tante Lucie vom Storch ins Bein gebissen wurde und ein Kind bekommen hätte. Lucie Siegmund bekam nach der Entbindung hohes Fieber und ihr Mann Bernhard trug sie im Dezember zur Abkühlung immer im Garten herum. Das hat wohl geholfen, denn sie überlebte diese schwere Erkrankung. Als Bernhard Siegmund in die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) eintrat, endete die Geschichte des Bauernhofs.
3. Mewes Steinstr. 5
Reinhold Mewes und seine Frau Luise Mewes, geborene Bollmann, lebten auf dem Bauernhof in Landin Steinstr. 5. Seine Frau hatte er in Gülpe kennengelernt. Reinhold Mewes hatte von der Familie Trägenapp ertragreiches Ackerland und Wald und Wiesen gekauft und kam gut zurecht. Seine Tochter Ilse Mewes heiratete Otto Burandt. Aus dieser Ehe ging der Sohn Bernd Burandt hervor, der ein Liebling der ganzen Familie und der Nachbarn wurde. Als Otto Burandt im Krieg 1939 -1945 in Russland ums Leben kam und nicht zurückkehrte, heiratete Ilse Burandt Willi Burow und bewirtschaftet den Hof mit ihm. Dem Ehepaar Burow wurden drei Töchter geschenkt, Irmtraud, Sigrid und Margrit. Ihr Lieblingssohn und Erstgeborener Bernd sollte einmal die Bauernwirtschaft übernehmen und deshalb benannte sie ihn in Bernd Mewes um. Als Ilse Burow 1961 an Magenkrebs starb, heiratete Willi Burow Gerda Schulze aus Wusterhausen. Sie war eine begnadete Dichterin und verschönte jede Familienfeier mit einem Gedicht oder ein Lied. Sie fuhr auch öfter nach Bad Neuenahr-Ahrweiler, wo sie Verwandte besuchte und dichtete: “Wer an der Ahr war und weiß, dass er da war, der war nicht an der Ahr. Wer aber an der Ahr war und nicht weiß, dass er da war, der war an der Ahr.“ Bad Neuenahr-Ahrweiler ist eine kleine Stadt in einer romantischen Landschaft in Rheinland-Pfalz mit vielen Weinbergen. Der Wein fließt natürlich in allen Restaurants und Hotels in Strömen. Bernd Mewes wollte dann den Hof doch nicht übernehmen und wurde Lehrer in Grevesmühlen und seine Schwestern gingen auch in andere Berufe, sodass Willi Burow der letzte Bauer der Wirtschaft war. Bernd Mewes verkaufte das Haus an Ursula und Artur Schill. Artur Schill arbeitete als Schlosser auf der LPG und Ursula Schill war Melkerin in der LPG und ab 1990 Postbotin.
4. Mewes Steinstraße 18
Arnold und Hedwig Mewes, geborene Bauer, kamen aus Kriele und hatten drei Kinder: Erna, Heinz und Erika. Die Familie lebte sehr bescheiden, weil sie den Kaufpreis für das Haus sich praktisch vom Mund absparen mussten. Erna Mewes war etwas körperbehindert und wurde von den Nazis umgebracht. Heinz hätte gern den elterlichen Bauernhof übernommen, aber als die LPG kam, wurde alles anders. Heinz Mewes lebte mit seiner Frau Charlotte bis zu seinem Tode in diesem Haus. Sie starben kinderlos. Die Verwandten erbten das Haus und verkauften es weiter.
Copyright: Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 01.07.2020