Abiturklasse 12 K1 Jahrgang 1969 spendete Kanzelstifterbrief Nr. 17 am 09.09.2021
Die Abiturklasse 12 K 1 Jahrgang 1969 der Erweiterten Oberschule "Karl Marx" in der Schleusenstraße in Rathenow besuchte am 09.09.2021 die Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow. Vor dem Geburtshaus des Pfarrers Johann Heinrich August Duncker begann die Führung, die auch erklärte, warum Rathenow den Beinamen "Stadt der Optik" führt, denn mit der Erfindung der Vielschleifmaschine durch den Pfarrer August Duncker nahm dieser industrielle Zweig in Rathenow seinen Anfang. Vor dem Zweiten Weltkrieg belieferte Rathenow alle Länder der Erde mit Brillen, Mikroskopen, Ferngläsern und Linsensystem für die Leuchttürme. Den Besucher wurde auch die Verwobenheit der ersten Bischöfin von Hamar, Rosemarie Köhn, in Norwegen mit der Optik dargestellt, denn ihr Vater war ein Händler mit optischen Geräten aus Rathenow und so kam es, dass sie in Rathenow das Licht der Welt erblickte und auch in Rathenow getauft und eingeschult wurde. Sie ist seit 2021 Ehrenbürgerin der Stadt Rathenow. Im Turm betrachteten die ehemalige Abiturklasse die drei Gemälde der ersten Ehrenbürgerin der Stadt Rathenow, Erika Guthjahr, die die Kirche vor der Zerstörung und in der Brandnacht vom 28.04 zum 29.04.1945 darstellte. Wie Erika Guthjahr erklärte, war es eine einzige Flamme. Als Malerin hat sie aber doch die Konturen des Gotteshauses noch angedeutet. Das dritte Gemälde zeigt die Kirche notdürftig mit einem Dach für das Schiff versehen. Aus dem Chor wuchsen große Bäume heraus und der Turm war nur noch ein Torso. 1980, als die drei Gemälde entstanden, glaubte keiner in Rathenow, dass die Sankt-Marien-Andreas-Kirche je wieder zum Lobe Gottes aufgebaut werden könnte. Das verbrecherische Naziregime hatte Rathenow noch im April 1945 zur letzten Festung des Deutschen Reiches erklärt, die die Deutschen bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen hätten. Und es gab auch in Rathenow noch Menschen, die an die Lüge vom Endsieg glaubten und ganz erstaunt waren, als die Rote Armee plötzlich auftauchte. Was für eine Bande von Verbrechern und Mördern hatte das Land mit seiner Propaganda verblendet und belogen. Wollen wir hoffen, dass diese Kräfte, auch wenn sie heute versuchen über Internetplattformen die Menschen mit ihren Lügen und Halbwahrheiten zu verführen, nicht wieder erfolgreich sein werden. Welches Leid haben die Nazis über die Menschen in Deutschland und Europa gebracht. Das höchste Gut, was eine Regierung anstreben sollte, ist der Frieden, damit die Menschen ohne Angst und Sorge leben können. Dann ging es weiter zu den Chorfenstern, wobei das Rathenower Toleranzfenster große Bewunderung hervorrief und auch die Geschichte von Fassadenkletterer erzählt wurde der 2018 die Andreaskapelle bestiegen hatte. Er zerstörte das Fenster "Gott ist Liebe" und seilte sich in den Chorraum ab, wo er ach das Altarbild von 1779 "Simeon mit dem Kinde" vom Hofmaler Friedrichs II., Prof. Bernhard Rode, herabriss und zerstörte. Er raubte dann alle Kassen in der Kirche aus und konnte unerkannt entkommen. Aber Gott kann solche ruchlosen Taten in Segen wandeln. Die Sankt-Marien-Andreas-Gemeinde wollte schon lange dieses Gemälde dringend restaurieren, hatte aber kein Geld dafür. Und so hat die Versicherung nach dem Einbruch über 20.000,00 € für die Restaurierung bezahlt und 5000,00 € für die Erneuerung des zerstörten Fensters. Zum Schluss wurde der Abiturklasse der Aufbau der Kreuzgewölbe von 2010 demonstriert und die Besucher erhielten einen Eindruck von der einmaligen Akustik im Mittelschiff. Die Abiturklasse spendete den Kanzelstifterbrief Nr. 17 (60,00 €) für die Nachschnitzung der Barocken Kanzel. Der Förderkreis bedankt sich für die Spende.
Copyright: Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 09.09.2021