Biografie von Klaus Eichler 15.10.2021
Friedrich Klaus Otto Eichler wurde am 29.03.1939 in Leipzig geboren. Sein Vater, Friedrich Emil Walter Eichler, geb. am 12.12.1905, war Maurermeister und Bauunternehmer in Leipzig. Seine Mutter Irma Emma Ida Eichler, geborene Krüger, wurde am 14.03.1915 geboren und war Sekretärin bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in Leipzig. Klaus Eichler wurde am 02.04.1939 in Leipzig getauft. Klaus Eichler wuchs mit seiner Schwester Ursula auf, die am 26.11.1937 geboren worden war. Am 24.12.1944 wurde das Haus der Familie Eichler in Leipzig ausgebombt und die Mutter floh mit den Kindern nach Wildschütz im damaligen Kreis Torgau. Klaus Eichler wurde am 01.09.1945 in Wildschütz eingeschult und kam später nach Schildau, wo er die 10. Klasse erfolgreich abschloss. Am 14.05.1953 wurde Klaus Eichler in Wildschütz konfirmiert.
Sein Konfirmationsspruch lautete: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater, denn durch mich (Johannes 14,6).
Er begann nach der Schule von 1954 -1957 ein Lehre als Maurer beim VEB (K) Bau Torgau und arbeitete nach Abschluss der Prüfung ein Jahr lang als Maurer. Von 1958 - 1961 absolvierte er ein Studium an der Fachhochschule für Bauwesen in Leipzig und wurde Bauingenieur - Hochbau. Seine erste Tätigkeit als Hochbauingenieur war von 1962-1964 Eilenburg. Hier sollte er als Investitionsbauleiter ein Kraftwerk für das VEB Chemiefaserwerk Eilenburg aufbauen. Das Chemiefaserwerk hatte ca. 4000 Beschäftigte. Am 09.06.1962 heiratete er Elsa Jutta Linke, die am 21.04.1940 in Schöna Kreis Eilenburg geboren war und ihren Beruf als Unterstufenlehrerin leidenschaftlich und voller Hingabe ausübte. Mit seiner jungen Frau bezog er seine erste eigene Wohnung in Eilenburg eine AWG-Zweizimmerwohnung. (AWG = Arbeiter-Wohnungsbau-Genossenschaft). Die DDR hatte ein Chemiefaserprogramm beschlossen. Danach sollte in Wilhelm-Pieck-Stadt-Guben die chemische Grundsubstanz für die Faserstoffherstellung, Caprolactam, produziert werden. In Premnitz sollte das Caprolactam zur Faser und zu Kunstseide verarbeitet werden. Die Fasern aus Premnitz kamen dann nach Apolda, wo Stoffe gewebt wurden und von Apolda gingen die Stoffe nach Wittstock, wo Anzüge und andere Bekleidungsstücke genäht wurden. Klaus Eichler wurde wegen dieser Planungen von 1964 - 1967 nach Wilelm-Pieck-Stadt-Guben delegiert, um diesen Grundsstock des Chemiefaserprogramms der DDR in Guben zu errichten. 1977 trat er in die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) ein. Anschließend zog er mit seiner Frau nach Premnitz in die Straße der Freundschaft 9, wo er von 1967 - 1971 als Chefingenieur den Aufbau der Wolpryla- und Grisutenanlagen leitete. 1968 baute er sich ein kleines Wochenendhaus am Hohennauner See, das ihm und seiner Frau Jahr für Jahr Entspannung nach der Arbeit verschaffte. Nach Fertigstellung des Bauabschnittes in Premnitz sollte er nach Sri Lanka gehen, um dort ähnliche Anlagen zu errichten. Er wollte aber nicht und ging nach Potsdam, wo er von 1971 -1977 Direktor des Hauptauftraggebers "Komplexer Wohnungsbau - der Stadt Potsdam" und Aufbauleiter der Breiten Straße im Auftrag der Stadt Potsdam wurde. Im Februar zog er mit seiner Frau nach Potsdam um. 1971 hatte es einen Beschluss des Politbüros der SED in der DDR gegeben, der die Lösung der Wohnungsfrage als soziales Problem betraf und jeder Familie eine Wohnung schaffen sollte. In den Bezirksstädten wurde daher extensiv gebaut. Es wurden Wohnungen geschaffen und die dazugehörige Infrastruktur mit Kitas, Schulen und Kaufhallen. Von 1978 -1984 wurde er Direktor des VEB Stadtbau Potsdam mit ca. 1000 Mitarbeitern. Er musste aber diese Position räumen, weil er sich in einer Veröffentlichung gegen das Wohnungsbauprogramm des Politbüros ausgesprochen hatte. Nach seiner Auffassung überforderte dieses Programm die wirtschaftlich Kraft des Landes. Außerdem hatte er sich geweigert, die üblichen Fälschungen von Statistiken durchzuführen. Er übernahm von 1984 -1986 das Amt des Fachgebietsleiters für Stadtentwicklung beim Rat der Stadt Potsdam und wurde 1987 1. Stellvertreter des Stadtbaudirektors. 1987 trat er aus der SED aus, weil er enttäuscht war und er auch bemerkte, dass sein Leben überwacht wurde und er auch von einer drohenden Verhaftung hörte. Am liebsten hätte man ihn wegen Wirtschaftskriminalität verhaftet, aber das war ihm nicht nachzuweisen, sodass von einer Verhaftung Abstand genommen wurde. 1988 wurde er Stadtbaudirektor in Potsdam. Als 1990 die ersten freien Wahlen stattfanden, wurde er von Dr. Manfred Stolpe und dem späteren Bauminister Jochen Wolf angesprochen und gebeten, in die Landesregierung einzutreten. Er musste im Mai 1990 seinen Nachfolger noch drei Monate einarbeiten und wurde am 01.08.1990 von der damaligen Bezirksverwaltungsbehörde angestellt und in dem so genannten Amt des Ministerpräsidenten tätig. Es gab noch kein Land Brandenburg. Klaus Eichler hatte die Aufgabe bekommen, mit dem aus Nordrhein-Westfalen kommenden Rainer Brettschneider die Struktur des zukünftigen Ministeriums für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr zu erarbeiten. Die Strukturen der einzelnen Ministerien wurden in Brandenburg immer von zwei Personen erarbeitet, einem Ostdeutschen und einem Westdeutschen. Nach der Bildung des Ministeriums war Klaus Eichler unter dem Minister Jochen Wolf als Referatsleiter und stellvertretender Abteilungsleiter für Stadtentwicklung und Denkmalpflege tätig. Im Juli 1993 wurde er Abteilungsleiter für Stadtentwicklung und Denkmalpflege. An seinem 55. Geburtstag am 29.03.1994 erhielt die entsprechende Urkunde. Diese Funktion hatte er bis zum Ausscheiden aus dem Berufsleben am 01.04.2004 inne. Er hatte in seinem Leben immer interessante Aufgaben übertragen bekommen. Die städtebauliche Gestaltung der Stadt Potsdam und später Planung für das ganze Land Brandenburg hat ihn gereizt und gefordert. Er war neben vielen anderen Aufgaben auch verantwortlich für die Bundesgartenschau 1995 in Cottbus und 2001 in Potsdam. Die Bundesgartenschauen waren immer als "Park in der Stadt" angelegt. Schon 1995 ging er mit der Bundesgartenschau in Cottbus neue Wege und entwickelte eine Stadt zu einem Park. Er war aber auch der Auffassung, man müsse hier einmal ganz neue Wege beschreiten und das Land und die Dörfer mit einbeziehen. So konnte er gegen erbitterten Widerstand für 2015 mit seinem Vorschlag Region -Blaues Band der Havel ein Konzept durchsetzten, das Rathenow, Premnitz, Havelberg einschloss. Damit sprengte er erstmals in der Bundesrepublik Deutschland den engen städtischen Rahmen der Bundesgartenschauen. Sein Amt im Ministerium als Abteilungsleiter für Stadtentwicklung und Denkmalpflege gestatte es ihm, auch maßgeblichen Einfluß auf die Gestaltung der Landesgartenschau 2006 in Rathenow zu nehmen. Ebenso hat er sich für den Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow vehement eingesetzt. Ohne seine Unterstützung hätte der Wiederaufbau des Turms der Kirche nicht so reibungslos vonstatten gehen können. Klaus Eichler hat sich sehr für den Wiederaufbau der Stadt Rathenow eingesetzt. Deshalb wurde er am 06.05.2009 zum Ehrenbürger der Stadt Rathenow ernannt. Am gleichen Tag trat er dem Förderkreis zum Wiedraufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow e.V. bei. Aber auch in anderen Städten hat sein Wirken Spuren hinterlassen. So durfte er sich 2005 in das Goldene Gästebuch der Städte Guben und Potsdam eintragen und am 12.06.2009 wurde ihm die höchste Auszeichnung des Landes Brandenburg verliehen, der Rote Adlerorden. Der schönste Tag in seinem Leben war sein Hochzeitstag. Am tiefsten erschüttert hat ihn der Tod seines Freundes. Der 54jährige Stararchitekt aus Potsdam, Moritz Kock, ist am 30.05.2009 mit der der Air France Maschine von Rio de Janero kommend über dem Atlantik abgestürzt. Moritz Kock hatte mit dem 101 Jahre alten Architekten Oscar Niemeyer Gespräche in Rio de Janero geführt, weil er mit dem berühmten Architekten zusammen ein Freizeitbad in Potsdam bauen wollte. In seiner Freizeit liest Klaus Eichler gern, besonders Biografien von Bismarck und Altbundeskanzler Helmut Schmidt, der auch ein Vorbild für ihn ist. Er spielt gern Tischtennis und genießt die Idylle am Hohennauener See.
Copyright: Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 15.10.2021