Biografie von Karl Mertens
Karl Mertens wurde am 17.03.1903 in Rathenow geboren. Sein Vater, Gustav Otto Mertens, war von Beruf Koch. Sein Großvater, Carl Mertens, betrieb mit seinem Bruder Ludwig die Firma „Gebrüder Mertens“ in Schollene. Es war eine Werkstatt für Brillen und Kneifer. 1874 verlegten die Brüder ihren Firmensitz nach Rathenow und 1882 übernahm Ludwig Mertens den Betreib allein und ließ 1901 in der Großen Milower Straße 11 ein neues Gebäude bauen, die „Ludwig Mertens Etuisfabrik“, die bis 1961 existierte. Der Großvater Carl Mertens gründete in Rathenow in der Waldemarstr. 23 eine eigene Etuisfabrik und wohnte mit seiner Frau Agnes Mertens, geborene Strube, im Fabrikgebäude.
Die Mutter von Karl Mertens, Ida Anna Emma Mertens, geborene Kuhtz, musste nach dem Todes ihres Mannes 1910 den Sohn allein erziehen. Die Mutter verdiente ihr Geld mit Handarbeiten und arbeitete oft nächtelang, um die Familie durchzubringen. Für eine bessere Schulbildung ihres Sohnes fehlten ihr einfach die finanziellen Voraussetzungen. Mutter und Sohn mussten nach dem Tode des Vaters zum Markt mit Tempelhof Nr. 17 in Rathenow umziehen, wo sich auch die Synagoge befand. Es gab da viel zu sehen, was der Junge in Zeichnungen festhielt, denn Zeichnen war seine Leidenschaft. In Erinnerung sind ihm die Spiele der Kinder, die Schleusenspucker und der Nachbar Seeger geblieben. Der Nachbar Seeger fuhr mit weißen Handschuhen und Zylinder eine Hochzeitskutsche aus dem Tempelhof. Von den Zeichnungen aus Kinderjahren ist nichts erhalten geblieben. Nach Beendigung seiner Schulzeit (8. Klasse), begann er ein Lehre bei der Firma „Emil Busch“ in Rathenow und arbeitete danach als Feinmechaniker, Technischer Zeichner und Justierer. 1922 erhielt er über die Stuttgarter Akademie eine Möglichkeit in München Kunst zu studieren, musste aber wegen der Wirtschaftskrise das Studium 1923 abbrechen. Willi Horst Lippert aus Rathenow begleitete den jungen Mann nun auf seinen künstlerischen Werdegang und 1924 stellte Karl Mertens das erste Mal zwei Holzplastiken bei einer Ausstellung Rathenower Künstler vor. 1929 heiratete er Elise Pankow und zog in die Potsdamer Str. 4 in Rathenow um. Kurze Zeit später siedelte die Familie sich in Rathenow in der Semliner Str. 225 an. Das Ehepaar Mertens hatte vier Kinder Klaus (1930), Kurt (1933), Steffen (1943) und Lieselotte (1937). Nach einem kurzen Einsatz bei der Wehrmacht kehrte er schwer verwundet 1945 nach Rathenow zurück und ließ sich als selbstständiger Bildhauer nieder. Zum 40. Amtsjubiläum des Rathenower Superintendenten Georg Heimerdinger schnitzte er einen fünfarmigen Leuchter. Nach dem Krieg konnte er auch an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee ein Studium absolvieren. Als Künstler fühlte er sich am meisten von der Bildhauerei angezogen. Unzählige Skulpturen befinden sich in Rathenow. Er schuf eine Büste von Friedrich Engels und zum 7. 10.1969 erschuf er eine Bronzebüste von Karl Marx, aber auch die Tänzerin und den Flötenspieler für das am 7.10.1958 eingeweihte Kulturhaus in Rathenow. Sein letztes Werk „Der Abtragejunge“ fand 2012 seinen Platz auf der Insel des Kreisverkehrs vor der Volksbank Rathenow. Er hat 100 Werke geschaffen, die in Berlin und im Land Brandenburg und hauptsächlich in Rathenow zu finden sind. 1962 erhielt Karl Mertens die Johannes R. Becher-Medaille in Silber und am 17.03.1983 die Johannes R Becher-Medaille in Gold. Am 04.11.1987 ernannte ihn die Stadt Rathenow zu ihrem Ehrenbürger. Am 24.09.1988 starb Karl Merten im Alte von 85 Jahren. Seine Familie bewahrt sein Andenken im Karl Mertens Kunstverein Rathenow-Havelland.e.V.
Der Abtragejunge
Copyright: Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 21.01.2015
Quellen:
1. Karl Mertens: Aus meinem Leben, Rathenower Heimatkalender 1958
2. Martin Sommerfeld: Karl Mertens (1903 -1988) und sein künstlerisches Lebenswerk, Rathenower Heimatkalender 2014
3. Internetseite des Karl Mertens Kunstverein Rathenow-Havelland e.V.