Bundeswehr Havelberg spendete Orgelpfeife Nr. 586 am 22.06.2023
Am 22.06.2023 besuchten Soldaten des 4. Versorgungsbataillons 142 der Elb-Havel-Kaserne in Havelberg die Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow. Sie absolvierten eine militärhistorische Weiterbildung um die Armee "Wenck", die die russische Offensive mit eher schlecht bewaffneten jungen Soldaten 1945 aufhalten sollte. Bei einer Führung durch die Kirche besahen die Soldaten auch den zurzeit gesperrten Chorraum, wo die sechs Säulenstümpfe für den Wiederaufbau der drei Kreuzgewölbe freigelegt wurden.
Mit Fördermitteln der Bundesregierung und der Landesregierung von Brandenburg sollen die drei historischen Kreuzgewölbe im Chorraum 2023/2024 wiederaufgebaut werden. Die Kosten belaufen sich auf über eine Million Euro. Dann soll der Fußboden des Chorraums auf das Niveau im Kirchenschiff angehoben werden, damit für Besucher eine behinderengerechter Zugang möglich wird. Auch vor der Zerstörung des Gotteshauses 1945 führten vom Chor Treppen zur Andreaskapelle und zur Marienkapelle hinunter. Mit den Fördermittel in Höhe von 7,5 Millionen Euro soll auch eine Fußbodenheizung in der gsamten Kirche eingebaut und die beiden Emporen wieder in kleinerer Form eingefügt werden. Dann fehlt aber immer noch eine neue Orgel für eine Million Euro und die Nachschnistzung der Barocken Kanzel für über eine Million Euro. In einer Nacht (28.04./29.04.1945) wurde die Sankt-Marien-Andreas-Kirche durch Brandgranaten in Schutt und Asche gelegt. 78 Jahre nach ihrer Zerstörung ist das Gotteshaus noch nicht wieder völlig aufgebaut worden. Da fragt man sich angesichts der unermeßlichen Zerstörungen in der Ukraine, wie lange es dauern wird, bis die Kregsschäden dort wieder beseitigt sein werden? Die Soldaten aus Havelberg meinten in einer Generation. Es gab auch auch Meinungen, dass die Ukraine das modernste Land in Europa werden wird. Die jüdische Professorein Ruth Lapide, die leider 2022 verstorben ist, lehrte an der Evangelischen Fachhochschule Nürnberg und sagte: "Der Sinn Gottes Handeln ist für Menschen nicht erkennbar." Und so müssen wir wohl das endlose Leid, was der russsische Machthaber über die vielen Menschen dort bringt ertragen und sind gespannt, wie sich das entwickeln wird. Eines ist aber jetzt schon deutlich zu sehen. Europa rückt näher zusammen und die Nato wird gestärkt. Ein weitere interessante Frage entstand am Relief der Stadt von 1800, wo man den Stadtkern durch Stadtmauer und Havelarme geschützt erkennen konnte. Wie, so fragte ich die Soldaten könnte man die Stadt Rathenow im Mittelalter erobern? Die Antworten kamen promt: "Brücken sprengen", "Aus der Luft angreifen" und "Mit Booten übersetzen."
1394 wurde Rathenow bei strenger Kälte vom Erzbischof von Magdeburg Albrecht überfallen und ausgeraubt. Alle Rathenower, selbst schwangere Frauen, Kinder und Greise, ließ er auf die Landstrasse treiben. Da sind viele durch Hunger und Kälte oder grausamliche Schläge umgekommen, heisst es in einer alten Schrift. Die Einwohner der Stadt wurden verjagt und durften erst nach zwei Jahren zurückkehren. Hundert Wagen mit geplündertem Gut wurden nach Magdeburg gebracht und dort meistbietend auf dem Markt verkauft. Der Erzbischof von Magdeburg verlangte vom Markgrafen von Brandenburg 600 Schock böhmische Groschen. Da der Markgraf das Geld nicht hatte, verpfändete er Rathenow 1409 an Dietrich von Quitzow. Die Quitzows waren gefürchtete Raubritter.
An das Eis im Winter hatten die Soldaten überhaupt nicht gedacht. Nach der Führung durch die Kirche spendeten sie die Orgelpfeife Nr. 586 (115,00 €) für die neue Orgel. Der Förderkreis bedankt sich für die Spende.
Copyright. Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 22.06.2023