Biografie von Med.-Rat Dr. med. Heinz Schaefer
Med,-Rat Dr. med. Heinz Schaefer mit seiner Frau Erna
Heinz Schaefer wurde am 11. Januar 1920 in Leipzig geboren. Seine Mutter, die aus einem alten Bauerngeschlecht in Markranstädt stammte, schickte ihn gern in den Ferien zu den Großeltern, wo er als Junge mit Stolz die schweren von Pferden gezogenen Erntewagen ganz allein kutschieren durfte. Da sein Großvater väterlicherseits Lehrer und sein Vater Postbeamter waren, stand eine akademische Laufbahn außer Frage. Heinz-Schaefer besuchte die Petrischule, ein Reformgymnasium, in Leipzig und später die Ostwaldschule, wo er am 7. März 1938 sein Abitur ablegte. Das war ein Jahr früher als üblich, weil der Krieg schon seine Schatten voraus warf. Wer studieren wollte, musste vorher den Arbeitsdienst absolvieren. So ging es ein halbes Jahr nach Forst (Neiße). Danach musste Heinz Schaefer seinen Wehrdienst antreten, der sich durch die Ereignisse des zweiten Weltkrieges über sieben Jahre hinzog. Er war für das Infanterieregiment in Leipzig gemustert worden und wurde schon fünf Tage vor dem Beginn des Krieges gegen Polen mit seinem Regiment hinter die polnische Grenze beordert und sofort wieder zurück. Ab 1.9.1939 ging es dann erneut nach Polen, zuerst bis Lublin und dann bis zum Bug. Wer bei der Wehrmacht angegeben hatte, Medizin studieren zu wollen, kam zurück nach Krefeld und zu einem Kurzlehrgang, wo medizinische Kenntnisse vermittelt wurden. Nach dem Lehrgang wurde er in ein Lazarett nach Brüssel versetzt. Da er sehr gut Französisch sprach, verbinden ihn mit der Brüsseler Lazarettzeit die schönsten Erinnerungen seiner Jugend. Er wurde dann an eine Studentenkompanie nach Leipzig abgeordnet, wo er am 12. April 1945 sein Staatsexamen als Mediziner ablegte. Professor Stöckel, ein noch heute berühmter Gynäkologe, prüfte die Studenten, als schon der Geschützdonner der Amerikaner in Leipzig deutlich zu hören war. Als die amerikanischen Soldaten in Leipzig eintrafen, arbeitete Heinz Schaefer in einem Reservelazarett, was dann von den Russen übernommen wurde. Das Lazarett wurde mit kranken Russen vollgestopft. Viel von ihnen litten an Tuberkulose. Die russische Chefärztin meinte bei ihrer ersten Rede, der Krieg sei nun zu Ende und man habe das gemeinsame Ziel, die Patienten gesund zu machen. Heinz Schaefer wollte Chirurg werden und ging nach Leipzig-Dösen.
1948 brach bei ihm eine Tuberkulose aus, die ihn zwang, ein Jahr lang die Lungenheilstätte Bad Reiboldsgrün aufzusuchen. Als in der Nachbarheilstätte Carolagrün eine Arztstelle frei wurde, ging er am 1.9.1949 dorthin. Die Heilstätte war nach der sächsischen Königin Carola benannt worden. Sein Frau Erna Wuschko, die als Krankenschwester in Leipziger Kliniken gearbeitet hatte, folgte ihm nach der Hochzeit am 22.10.1949 in die Tbc-Heilstätte Carolagrün. Zur Hochzeit wünschte man sich von der bäuerlichen Verwandtschaft als Geschenk vier Hühner und einen Hahn und dazu Futter für ein Jahr. Der Hühnerstall mit den sehr herzlich begrüßten Hühnern in dem wunderschönen von dichten Bäumen eingeschlossenen Erzgebirgsort Carolagrün war fast vor der kompletten Wohnungseinrichtung fertig und half über die schweren Notzeiten hinweg. Am 1.10.1952 wurde Dr. Schaefer Facharzt für Lungenkrankheiten und leitender Arzt der Heilstätte Carolagrün.
Chefärzte in Carolagrün
Er war dort gut in der Gemeinde integriert und hatte durch die persönliche Erfahrung mit der Tuberkulose eine hohe Akzeptanz bei den Patienten. Zu Weihnachten durften die Patienten nicht nach Haus. Der Pfarrer hielt in der kleinen Heilstättenkapelle einen Gottesdienst und hinterher hielt der leitende Chefarzt eine Weihnachtsansprache, wovon alle sagten: "Viel schöner als die vom Pfarrer." Dr. Schaefer setzte sich jeden Heiligabend an den Flügel und spielte zwei Stunden lang Weihnachtlieder zur Freude aller Patienten, deren Gedanken gerade an diesem Tag natürlich zu Hause waren.
Engelschor als Erinnerung aus der Zeit in Carolagrün
1952 wurde den Schaefers ihr erstes Kind geboren. Tochter Margit kam in Zwickau zur Welt und 1954 folgte der Sohn Frank-Ulrich nach. Die Kinder wuchsen in der herrlichen Gebirgsluft heran. Der Schulweg durch den grünen Wald betrug 2 km. Die Tuberkulose ging zurück und Dr. Heinz Schaefer überlegte mit seiner Frau doch noch eine zweite Facharztausbildung als Röntgenarzt zu beginnen.
Die Freizeit, die man gemeinsam auf dem Segelboot auf der Talsperre Pirk bei Ölsnitz verbrachte, ließ die Annonce aus Rathenow verlockend erscheinen, denn Rathenow lag in einer Seen und waldreichen Umgebung. Dazu kam, dass Dr. Hamann der Vorgänger von Dr. Schaefer ein langjähriger Freund der Familie in Rathenow die Röntgenabteilung leitete. Trotz des lukrativen Einzelvertrages in Sachsen und vieler Tränen in Carolagrün und einer wunderschönen Weihnachtspyramide als Abschiedsgeschenk, suchte Familie Schaefer am 1.2.1961 in Rathenow in der Röntgenabteilung den Neubeginn.
Weihnachtspyramide als Abschiedsgeschenk aus Carolagrün
1963 wurde Dr. Schaefer zum Chefarzt der Röntgenabteilung in Rathenow berufen und 1964 wurde die zweite Facharztprüfung für Röntgenologie abgelegt. In Rathenow bestand ein gutes Team unter der Renate Rehfeld, die ein vorzügliches Arbeiten gestattete.
Als 1985 der Ruhestand kam, wurde die Tätigkeit nicht abrupt unterbrochen, sondern es gab ein langsames Ausschleichen aus dem Beruf. Die Hobbys wie Segeln auf dem Semliner See , Fotografieren und das Wochenendhaus in Semlin füllten die Freizeit aus. Beruflich wurde ihm am 11.12.1974, dem damaligen Tag des Gesundheitswesens, der Titel Medizinalrat zuerkannt und damit seine medizinische Leistung auch in der DDR ( Deutschen Demokratischen Republik) gewürdigt.
Nach 1990 trat er der CDU bei und gründete am 28.11.1990 die Seniorenunion im Kreis Rathenow, deren Vorsitzender er ist. Als Schwerpunkte seiner Arbeit in der Seniorenunion sah er die Rentengerechtigkeit zwischen Ost und West an. Dazu führte er in Bonn viele Gespräche mit der CDU-Spitze. Ebenso lag ihm die Herstellung der inneren Einheit Deutschlands am Herzen. Sein Credo war dabei, dass diese Einheit nur in persönlichen Gesprächen der Menschen zwischen Ost und West zu erreichen ist. Auf anderem Wege werden die beiden deutschen Teile nicht zusammen wachsen. Jeden Monat einmal lud Medizinalrat Dr. Schaefer die Alten in der CDU zu einem interessanten Nachmittag mit Vorträgen, Gesprächen und Ausflügen ein. Zu seinem 85. Geburtstag wurde sein herausragendes ehrenamtliches bürgerschaftliches Engagement mit der Auszeichnung der Konrad-Adenauer-Medaille geehrt. Medizinalrat Dr. Heinz Schaefer ist der erste Brandenburger, der diese Auszeichnung erhalten hat und der vierte Bürger in der gesamten Bundesrepublik.
Er ist trotz seines Alters ein quicklebendiger Mann, der sich für den Wiederaufbau der Sankt-Marien-Anderas-Kirche engagiert, aber auch für den Volksbund der Deutschen Kriegsgräberfürsorge und wie kann es anders sein als Segelbegeisterter ist er Mitglied der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Seine weiteren Interessen gelten dem Deutschen Roten Kreuz, dem Weißen Ring , dem Schutz bedrohter Arten und hauptsächlich auf Betreiben seiner Frau den SOS-Kinderdörfern. Dem Förderkreis zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow trat er am 06.03.2000 bei. Mit seiner Frau zusammen hat er eine Vielzahl von Spenden für den Wiederaufbau des Gotteshauses gegeben. Dabei waren Geburtstage und familiäre Jubiläen für die Familie Schaefer immer Anlass statt Geschenke um eine Spende für den Wiederaufbau der Kirche von den Gratulanten zu erbitten. Dafür dankt der Förderkreis Med.-Rat Dr. Schaefer und seiner Gattin.
Seine zwei erwachsenen Enkelsöhne und noch aufzuarbeitendes Archivmaterial haben seine Zeit neben der Familie in Anspruch genommen. Er war immer mit vielen Arbeiten beschäftigt bis ihn am 29.12.2010 Gott kurz vor Vollendung seines 91. Lebensjahres in seine ewige Herrlichkeit zu sich nahm.
Carolagrün – Erinnerungen
Med.-Rat Dr. med. Heinz Schaefer war ein großer Förderer des Wiederaufbaus der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow. Kurz vor der Vollendung seines 91. Lebensjahrs erlöste ihn Gott der Herr am 29.12.2010 von den Beschwerden des Alters. Seine Frau Erna und die Familie haben bei seiner Beisetzung am 12.01.2011 im Sinne des Verstorbenen um eine Spende für den Wiederaufbau der Orgel der Sankt-Marien-Andreas-Kirche gebeten. Dabei kamen 870,00 € zusammen. Der Förderkreis bedankt sich bei der Familie Schaefer.
© Copyright : Dr. Heinz-Walter Knackmuß (Überarbeitung 30.09.2016)