Biografie von Werner Vogel
Werner Vogel wurde am 28. September 1918 in der Kleinen-Hagen-Straße 8 in Rathenow geboren. Sein Vater war Goldarbeiter. Seine Mutter starb nach der Entbindung. Der Vater heiratete wieder und die Familie zog nach Neue Schleuse in die Kiebacksche Villa (gegenüber von der heutigen Aral-Tankstelle). Kieback war ein optisches Versandhaus in Rathenow. Man zog aber bald zurück in die Fehrbelliner Straße und Werner Vogel besuchte bis 1930 die Hagenschule (heutige Feuerwehr), wo er von dem berühmten Heimatdichter Walther Specht unterrichtet wurde. Als 1930 die Jahnschule fertig gestellt war, zog die gesamte Hagenschule dorthin um. Werner Vogel musste nach Abschluss der 9. Klasse die Schule verlassen, weil der arbeitslose Vater das Schulgeld nicht mehr bezahlen konnte.
Werner Vogel (rechts) mit seinem jüngeren Halbbruder Gerhard
Sein Onkel, der für ihn als Vormund eingesetzt war, riet ihm zu einer Lehre als Elektriker, obwohl er lieber Gärtner geworden wäre. Er begann dann die vierjährige Lehre als Elektriker bei Walter Steffin in der Rhinower Straße und bestand die Prüfung mit gut.
Werner Vogel
als junger Mann
Nach Beendigung der Lehre arbeitete Werner Vogel beim größten Elektrounternehmer der Stadt Rathenow Wulschke in der Goethestraße (heute gegenüber von Fleischerei Schmehle) bis zur Einberufung zum Arbeitsdienst.
Arbeitsdienstzeit 1939 in Wutzetz bei Friesack
Nach dem Ausbruch des Krieges am 01. September 1939 bekam er bald den Einberufungsbefehl und musste im Mai 1940 nach Norwegen. Nach dem Kriegsbeginn mit Russland wurde er nach Finnland verlegt. Seine Division sollte zum Ladoga- und Onegasee vorstoßen, um die Stadt Leningrad einzukesseln.
Werner Vogel als Soldat
Die russische Armee legte aber Schienen über das Eis des Ladogasees, sodass eine komplette Einkesselung misslang. Er erlebte im Winter dort minus 53 Grad Celsius. 1942 wurde er nach Finnland über den Nordpolarkreis versetzt. Er bekam fünf Wochen Heimaturlaub und lernte bei diesem ersten Urlaub seine spätere Frau Irmgard Voigt, geb. 20. Mai 1924, aus Ebelgünde kennen, als er im Café Rheingold mit seinem Freund Fritz Wernicke saß. Werner Vogel hatte sich sofort in seine spätere Frau verliebt und es erfolgte während des Krieges ein intensiver Briefwechsel. 1943 erkrankte er an Diphtherie und kam zum Genesungsurlaub nach Potsdam. Zu Weihnachten 1943 verlobte er sich mit Irmgard Voigt. 1944 kapitulierte Finnland und die deutschen Truppen mussten Finnland verlassen. Beim Rückzug wurde Werner Vogel durch einen Granatsplitter am linken Oberschenkel verletzt, der eine Muskellähmung mit sich brachte. Über viele Umwege gelangte er Ende des Jahres 1944 in ein Lazarett in der Jahnschule seiner Heimatstadt Rathenow. Am 3. Februar 1945 ließ er sich im Dunckergymnasium in Rathenow standesamtlich trauen.
Irmgard Voigt aus Ebelgünde
war seine große Liebe
Die kirchliche Trauung durch Superintendent Pfarrer Georg Heimerdinger fand wegen Bombenarlarm im Keller des Hauses Forststraße 56 in Rathenow statt. Der Trauspruch lautete: „ Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.“ (Offenbarung 2,10) Nach der kirchlichen Trauung fuhr die ganze Hochzeitsgesellschaft mit einem Kleinbus der Schweizer Gesandtschaft in das Forsthaus nach Ebelgünde. Die Schweizer Gesandtschaft wohnte im Schloss des Barons Gontard in Großwudicke und hatte den Bus zur Verfügung gestellt. Nach Kriegsende musste das junge Paar nach Rathenow zurück. 1949 legte Werner Vogel in Rathenow die Elektromeisterprüfung ab und erhielt 1950 ein Arbeitsangebot von der Landesregierung in Brandenburg.
Bei dem Vorstellungsgespräch beim zuständigen Personalchef kam er aber über die Sekretärin nicht hinaus, die ihn vor dem Gesprächstermin fragte:“ Was er denn von der deutsch-sowjetischen Freundschaft hielte?“ Als er dazu eine sehr abwehrende Antwort gab, teilte sie ihm mit, der Personalchef wünsche ihn nicht mehr zu sehen.
Bahnhof in Rathenow
Als er wieder in Rathenow war und sich mit Freunden darüber unterhielt, kam er zu dem Entschluss, seine Heimatstadt zu verlassen, um nicht vom SED-Regime ins Gefängnis gesteckt zu werden.
Kreishaus in Rathenow mit Kaiserdenkmal
Er ging nach Beuel am Rhein, wohin ihm seine Ehefrau vier Wochen später nachfolgte. Nach vielen verschiedenen Arbeitsstellen als Elektromeister fand er schließlich eine Anstellung bei der Bundesbaudirektion in Bonn. Bis 1982 war er dort tätig und fand die Arbeit interessant und faszinierend, denn er wurde mit den elektronischen Sicherheitseinrichtungen als Sicherheitsbeauftragter für Objektschutz der gesamten Bundesregierung betraut und lernte dabei die Intimsphäre fast aller Mitglieder der Bundesregierung kennen.
Glückliche Zeiten
Werner Vogel mit seiner Frau Irmgard
bei einer Weinprobe
Seine ehrenamtlichen Engagement betreffen nicht nur den Förderkreis zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow e.V., sondern vor allen Dingen dem Heimatverein in Bonn-Beuel, im Seniorenkreis im Sozialwerk der Bundesfinanzverwaltung und der evangelischen Kirche in Beuel, wo er aktiv im Besucherdienst tätig war. Viele Jahre war er Mitglied des Obst- und Gartenvereins Bonn-Oberkassel. Er hat viele Ferienfahrten für den Verein organisiert und durchgeführt und war sehr beliebt und ist dadurch bei vielen in bleibender Erinnerung.
Johannesstraße 22 in Bonn
Hier wohnte die Familie Vogel viele Jahre
Sein ehrenamtliches Engagement wurde auf Vorschlag des Seniorenkreises im Sozialwerk der Bundesfinanzverwaltung mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt. Der damalige Bundespräsident Roman Herzog verlieh ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Nach dem Tode seiner Frau Irmgard lebte er im Seniorenzentrum “Theresienau” in Bonn-Oberkassel. Auch dort hatte er sich ein gemütliches “Nest” eingerichtet.
Werner Vogel´s Weihnachtstisch
2011 in der Theresienau mit seinen
geliebten Weihnachtssternen
Die Jahnschule in Rathenow hatte alle ihre ehemaligen Schüler am 17.10.2000 anlässlich ihres 70jährigen Bestehens zu einer Festwoche eingeladen. Werner Vogel aus Bonn kam gern nach Rathenow, denn seine Heimatstadt Rathenow blieb bis zu seinem Tode der Mittelpunkt seines Denkens.
Werner Vogel am 17.10.2000 (2. von links)
in der Turnhalle der Jahnschule in Rathenow
Eines seiner Hobbys war das Malen. Er hat gern die Umgebung, in der er wohnte, abgebildet und natürlich auch seine alte Heimat Rathenow
Der Bismarckturm in Rathenow
Motiv aus der Burgenstadt Schlitz
im Vogelsbergkreis (Hessen)
Studentenkneipe “Aennchen” in Bonn-Bad Godesberg
mit der Godesburg im Hintergrund
Werner Vogel hat sich auch für die Kirche ihrer Heimatstadt Rathenow engagiert, wofür wir ihm herzlich danken. Der Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche war eine Herzensangelegenheit für ihn und er freute sich über jeden kleinen Bauabschnitt des Wiederaufbaus seines heimatlichen Gotteshauses.
Die Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow.
Am 21.01.2012 verstarb er mit 93 Jahren in Bonn.
Grabmal von Irmgard und Werner Vogel
in Bonn-Beuel
Seine Ehefrau Irmgard Voigt war eine Försterstochter aus Ebelgünde bei Rathenow. Das Dorf gibt es heute nicht mehr. Dort ist jetzt der Schießplatz Klietz der Bundeswehr. Die Eheleute hielten aber die Erinnerung an diesen Ort ihrer Jugend noch lange im Gedächtnis und Werner Vogel hat das Poesiealbum seiner Frau getreulich bis zu seinem Tode in ehrendem Andenken aufbewahrt.
Poesiealbum von Irmgard Voigt – Ebelgünde – der Ehefrau von Werner Vogel
Werner Vogel und seine Frau Irmgard
Werner Vogel war in Gedanken immer mit seiner Heimatstadt Rathenow verbunden. Eine Reihe von Fotos hatte er vom alten Rathenow ständig bei sich.
Nr. 1
Kreishaus mit Kaiserdenkmal
Nr. 2
Nr. 3
Café Oscke (Ecke Jägerstraße)
Nr. 4
Apollo-Theater
Nr. 5
Apollo-Theater (Theatersaal)
Nr 6
Aufmarsch der Zietenhusaren
Nr. 7
Jahnstraße
Nr. 8
Jahnschule
Nr. 9
Jahnschule
Nr. 10
Forststraße
Nr. 11
Buschstraße
Nr. 12
Prinzenvilla
Nr. 13
Café Rheingold
Nr. 14
Friedrich-Ebert-Ring
Frisör-Salon Löchner
Nr. 15
Friedrich-Ebert-Ring
Nr. 16
Hauptbahnhof
Nr. 17
Offiziers-Casino
Nr. 18
Nr. 19
Jägerstraße (heute Goethestr.)
Nr. 20
Nr. 21
Dunckerstr. (heute Berliner Str.)
neben Café Rheingold
mit Dunckerdenkmal
Nr. 22
Julius Laack Söhne
Nr. 23
Nr. 24
Landmaschinenfabrik Richter
Dunckerstr. (heute Berliner Str.)
Nr. 25
Berliner Str. mit Café Schilling
(Ansicht vom Zietenplatz)
Nr. 26
Postamt in Rathenow
Nr. 27
Postamt in Rathenow
nach 1945
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